aktualisiert: 20.2.2013 / Gu

  
 

Unsere Gäste im Juni 2012  (Teil 1)

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unsere Gäste im Mai 2012

unsere Gäste im Juni 2012  (Teil 2)

 
 

Schweizer-Gäste auf Dagens 2 im Juni 2012

Schweizer-Gäste auf Dagens 2 im Juni 2012

Schweizer-Gäste auf Dagens 2 im Juni 2012

Mit dem Auto über Köln angereist, kamen am 2. Juni 2012 Bernadettes frühere Arbeitskollegin und langjährige Freundin Karin, ihre Tochter Laila und ihr Partner Daniele bei schönstem Sonnenschein in Haarlem an Bord. Alle hatten grosse Lust zum Fahren und waren voller Erwartungen. Die Vorfreude wurde durch einen Wetterumschlag noch ein wenig auf Probe gestellt, was die Gäste aber mit Langmut hinnahmen. Daniele und Karin hatten grosses Interesse für den reichen Schatz an Bildern berühmter holländischer Maler. Darum besuchten wir am Sonntag die "van Gogh-Ausstellung" in Amsterdam und liessen uns mit der Audio-Tour entlang seiner Bilder durchs Leben dieses beeindruckenden Künstlers führen.

Vincent van Gogh - Selbstportrait als Maler; Arles, Januar 1888

Vincent van Gogh - Garn spinnende Frau

Vincent van Gogh - Die Kourtisane; Paris, Sommer/Herbst 1887

Vincent van Gogh - Der rosa blühende Pfirsichbaum; Arles, April 1888

Am Montag war es dann so weit. Die Fahrplanung war gemacht, die gewünschte Abfahrtszeit mit dem Hafendienst abgesprochen und die Checkliste vor dem Start abgearbeitet. Bei Regen und grau verhangenem Himmel starteten wir von Haarlem aus nach Leiden. Natürlich warteten alle drei Gäste an Bord darauf, einmal das Ruder des Schiffes selbst in die Hand nehmen zu dürfen und zu spüren, wie feinfühlig 50 Tonnen durchs Wasser gesteuert werden können.

 
 

Aufbruch in Haarlem, Lange brug

Unsere Gäste am Steuer - unter Anleitung

Unsere Gäste am Steuer - unter Anleitung

Unsere Gäste am Steuer - unter Anleitung

 

 

In einer gemütlichen Tagesportion an Fahren und auf Brückenöffnungen warten erreichten wir kurz nach Mittag die Stadt Leiden, banden unser Schiff am Ankerpark fest und erkundeten zu Fuss die Ortschaft, nicht ohne auch Ausschau zu halten nach Lebensmittelgeschäften für die Ergänzung unseres Vorrates.

 

 

 Gewürzmischung für alle Sorten Fleischgerichte

Dabei stiessen wir auf einen höchst interessanten Kräuterladen. Er wurde von zwei Afghanen geführt und bot so ungefähr alles an, was auf dieser Welt an natürlichen Zutaten zum Würzen oder Geschmacksverändern für Gerichte und Getränke eingesetzt werden kann. Unsere Aufmerksamkeit fesselte vor allem ein Gewürzgemisch, welches in einem Glasgefäss schichtweise aufgebaut und durch verschiedenfarbige Häufchen an der Oberfläche verziert war. Rasel Hanoet. Wie das wohl in einem Gericht schmecken mag?                    

Wir hielten uns dann an bekannte Namen und kauften Datteln, Ingwer, Zitronenmelisse und Zimtstengel für Tee ein.

 Mühle De Valk, Leiden

Mühle De Valk, Leiden

Mühle De Valk, Leiden

 

 

Leiden hielt uns einen weiteren Tag lang in seinem Bann: Wir besuchten mit unsern Gästen das Museum in der Windmühle De Valk (1743) auf dem Stadtwall (7 Stockwerke zu erklimmen; viele lehrreiche Modelle von Mühlen, Bilder und Werkzeuge neben dem noch betriebsbereiten Räderwerk). Leider war die Terrasse wegen Renovationsarbeiten nicht zugänglich. Der Ausblick über die Stadt wäre erklimmenswert.

Auf dem Rückweg lag das städtische Kunstmuseum "De Lakenhal" (die Tuchhalle), das frühere Zentrum des Tuchhandels. An diesem konnten wir nicht ohne Besuch vorbeigehen.

 

 

Museum "De Lakenhal" in Leiden

Schmiedeiserne Zange für das Anbringen von Bleiplomben an qualifizierter Tuchware

 

 

Bildersaal - früher Tuchhalle

oben: Gemäldesaal mit dem Grosswandbild des Malers Mattheus Ignatius van Bree. Es zeigt, wie sich Bürgermeister Pieter Adriaenszoon van der Werff nach monatelanger Belagerung von Leiden durch die Spanier lieber selbst aufopfern will, damit seine Bürger wieder etwas zu essen haben, als an eine Übergabe der Stadt zu denken. (Klick auf das Wandbild für eine Grossdarstellung)

oben: Schmiedeiserne Zange für das Prägen und Anbringen von Bleiplomben an geprüfter Tuchware. Die Zange öffnet sich wie eine Schere. Am Kopf sitzen zwei hammerförmige Stempel, die aufeinander passen. Auf dem einen Stempel steht in Spiegelschrift "TORX GAERNE INSLACH", auf dem anderen "LEIJDE IN HOLLANDT".

Leidener Tuchplombe

 

 

Keramikschale mit typisch blauem Delfter-Dekor

Mit einem Hammerschlag wurden die zwischen den Stempeln eingelegten Bleiplättchen auf eine Ecke des geprüften und für gut befundenen Tuches gepresst und gleichzitig geprägt, wobei sich das Blei mit dem Tuch untrennbar verwob und damit dessen Qualität besiegelte.

 

 

Zur Spitze seiner Bedeutung stieg dieses Gildenhaus der Tuchhändler (Gilde entspricht dem Begriff "Zunft") auf, als dort die Qualitätsprüfung der Stoffe eingeführt wurde. Mit einer Bleiplombe an der Stoffballe bestätigten die Prüfer die einwandfreie Stoffqualität. (Ähnliche Bleisiegel sind heute noch an einigen kunstvollen, handgewobenen Teppichen zu finden.) Die Tuchsiegel / Tuchplomben und natürlich auch die dafür nötigen Prägezangen wurden gut behütet, um Fälschungen zuvorzukommen. Mit dieser Qualitätsprüfung schaffte es Leiden, einen Grossteil des europäischen Tuchhandels auf sich zu konzentrieren, denn mit dem begehrten Attest aus Leiden konnte Tuch viel teurer und damit gewinnbringender verkauft werden. Via Verkaufssteuern profitierte auch die Stadt Leiden von jedem Warenumschlag und wurde - neben der Anziehungskraft der Universität - noch attraktiver.

Portrait von Jenny Kamerlingh Onnes, 1888 gemalt durch ihren Bruder Menso Kamerlingh Onnes

Jan Lievens: Der Geigenspieler stimmt seine Geige (ca. 1625)

Das Haus "De Lakenhal" beherbergt jedoch noch viel mehr als nur Zeugen der Tuchhandelsgeschichte. Frühwerke von Rembrandt und Werke seiner Zeitgenossen zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Rembrandt war ja schliesslich in Leiden geboren und geschult worden.

 Cornelis Engebrechtsz: Kreuzigung von Christus (ca. 1515-1517)

 Hendrik Fortman: Salzgefäss aus blauem Glas, 1766

 

 

Doch bald schon ertönte die Lautsprecherstimme, welche die Abendschliessung des Museums ankündigte. Deshalb mussten wir die zwei Sonderausstellungen überspringen, uns kurz noch im Museumsshop umsehen und dann auf den Heimweg begeben.

 

 

In Leiden verabschiedete uns der Folgetag mit Tränen, die uns die Arbeit an Deck sehr erleichterten. Mit sauberem Deck fuhren wir bei strahlendem Himmel in Delft ein. Es war eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Fahrt.

 

Unterwegs sahen wir das Boot von Peter, einem Freund aus Kudelstaart, am Ufer vertäut.

Peters Asmara

Laila beim Deck schrubben.

 

 

Stadtrundgang in Delft

An der Hooikade in Delft

 

 

Die jahrhundertealte Manufaktur (1653) Royal Delft "Koninklijke Porceleyne Fles" mit den Bemalungen im weltberühmten Delfter Blau, war unser nächstes Besuchsziel.

 

 

 

 

 

Besuch in Katwijk vom 2. Juli 2012

 

 

Sonni und Sanni

MS Felicitas

 

 

Sonni und Sanni lagen mit ihrer MS Felicitas und ihrem Hund Runa in Katwijk für kurze Zeit hinter uns. Sie fahren berufsmässig mit ihrem Hotelschiff wochenweise Gruppen von behinderten Menschen mit ihren Betreuern als Ferienreise durch Holland. In Alkmar hatten wir sie im vorangegangenen Jahr ein erstes Mal begegnet. Seither waren sie uns auf ihren Touren im Raum zwischen Alkmar und Leiden schon ein paar Mal begegnet. Doch noch nie hatten sie Zeit für mehr als einen kurzen Schwatz über die Reling hinweg. In Katwijk jedoch glückte es, sie einen Abend lang bei einem guten Tropfen Rotwein bei uns an Bord zu haben und mehr von ihrem interessanten Leben als Profis in der Binnenschifffahrt zu erfahren. Mit Hilfe des AIS* können wir sie auf ihren Fahrten weiterhin verfolgen.

*) Automatisches Schiffsidentifikations-System / rapportiert z.B. auf  www.marinetraffic.com

Wie für Berufsschiffe üblich, starteten sie am andern Morgen früh bereits wieder ihren Motor und verabschiedeten sich in Richtung Leiden. Wer weiss, ob wir sie nicht dereinst im Bereich der Elbe wiedersehen, wo sie unlängst neue Fahrgebiete rekognosziert haben?

 

 

 

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Mattheus Ignatius van Bree: Heldenhafte Selbstaufopferung von Bürgermeister van der Werff nach monatelanger Stadtsbelagerung durch die Spanier