zum früheren Kapitel

zum Inhaltsverzeichnis

zum späteren Kapitel

 

 

 

 

 

aktualisiert 9.11.2014

 

 

Claude Monets Garten in Giverny        7.4.2014

 

 

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Claude Monet  (1840 - 1926)

Ein überdurchschnittlich warmer Frühlingstag zog auf. Schon beim Frühstück auf der Terrasse konnten wir dem Wohlgefühl des Schwanes zuschauen, der sein Federkleid in der Morgensonne wusch und pflegte. Wechselweise legte er sich strampelnd links und rechts seitwärts, damit seine Flügelfedern voll im Wasser schwenkten. Dann strich er sie wieder glatt, fettete sie mit seinem Schnabel ein und entfernte den Winterflaum. Die dabei vollführten Kopf- und Halsverrenkungen setzten uns laufend neu ins Staunen. Den Morgen durchflutete Aufbruchstimmung, die auch uns erfasste. Gegen Mittag setzten wir unsere Velos an Land und fuhren am rechten Ufer Seine-aufwärts nach Giverny. Ein gut gepflegter Veloweg abseits der Hauptstrasse führte uns direkt zum Dorfeingang. Eigentlich ist Giverny ein sehr lang gezogenes Strassendorf, das wahrscheinlich - wie so viele Überlanddörfer in Frankreich - kaum mehr als den Einwohnern und den Behörden bekannt wäre, hätte da nicht zwischen 1883 und 1926 der Meister der impressionistischen Malkunst ziemlich genau die Hälfte seines Lebens verbracht.

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Bereits der Glace-Stand am Dorfeingang kündete von der touristischen Anziehungskraft dieses Ortes, der heute glücklicherweise durch eine Umfahrungsstrasse vom Durchgangsverkehr entlastet ist. Von Vernon her ins Dorf Giverny einfahrend, fallen zuerst einmal die vielen Bed & Breakfeast Schilder an den Häusern auf. Ab und zu ein kleines Hotel. Es dominieren durchwegs die dörfischen Hausfassaden mit zur Strassenseite eingemauerten Gärten. Vorbei an der Dorfkirche und der einzigen Kreuzung mit einer den Hang hinauf verlaufenden Querstrasse fällt als erstes ein grösseres kubisch gestuftes Gebäude auf, vor welchem bereits viele Gäste im Gartenrestaurant an der Sonne sitzen. Es ist das erst fünfjährige "Musée des impressionismes", dem wir uns erst auf dem Rückweg widmeten, wollten wir doch erst einmal das Wohnhaus und den Garten vom grossen Meister Monet zu Gesicht bekommen.

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Schon fast beim jensitigen Dorfausgang kündeten Strassenmaler, Gartenrestaurants und Parkplätze den Mittelpunkt dieser touristischen Anziehungskraft an: Eine langgezogene rosarote Hausfassade mit einem Hinweisschild zum Entrée führte uns direkt zur Kasse und durch den grossflächigen Souvenir-Shop, der vor lauter begehrenswerten Kleinigkeiten beinahe den Ausgang zum Garten unentdeckt gelassen hätte, hätte da nicht ein Zustrom von Menschen verraten, dass es noch etwas mehr zu sehen gäbe. Richtig - der Ausgang gab den Blick frei in einen reichhaltigen Blumengarten, der mit Gartenwegen und Spaliertoren rechtwinklig strukturiert war und im kleinen an Versailles und Lenotre erinnerte. Aber statt Buchshecken und Marmorstatuen prangten hier bunt gemischte Blumen in den Beeten und erinnerten daran, dass der Meister selber sie in dieser Mischung angepflanzt hatte, damit sie zu jeder Jahreszeit einer farbigen Malerpalette entsprachen. Sie waren damals wie heute ein Augengenuss und eine Inspiration, die vielen Farben und Formen in ihrem Licht und ihrer Ausstrahlung aufzunehmen und sie mit vibrierenden Pinselstrichen auf die Leinwand zu setzen.

Claude Monet - Garten in Giverny

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Das Anwesen Monets, wo ihn viele seiner malenden Zeitgenossen aufsuchten und sich vom Malen in der freien Natur inspirieren liessen, wurde damit - abseits von den tonangebenden Pariser Malateliers - zum Mekka des impressionistischen Malens, wo sich der Malstil aller verweilenden Gäste gegensitig beeinflusste und an Gestaltungsmöglichkeiten reicher wurde.

Esszimmer in Claude Monets Wohnhaus in Giverny

Küche in Claude Monets Haus in Giverny

Interessant ist die Parallele zum Leben des holländischen Malers Vincent van Gogh, der zur Zeit seines Aufenthaltes in Arles im Jahre 1888 erhoffte, ebenso eine Begegnungsstätte von zeitgenössischen Malern ins Leben zu rufen. Goghs vorgängiger Aufenthalt in Paris ab 1886 hatte ihn via seinen Bruder und Pariser Galeristen Theo van Gogh mit den Werken von Claude Monet bekannt gemacht. Mit Monet teilte er seine Faszination für japanische Drucke, welche bei beiden einen stilprägenden Eindruck hinterliessen.

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Mit einer Unterführung unter der Hauptstrasse hindurch ist der zweite Garten mit dem Teich, der Claude Monet zu seinen zahlreichen Stimmungsbildern mit Seerosen anregte. Es war ein herrliches Gefühl, nach der früheren Besichtigung der wandfüllenden Seerosenbilder in der Orangerie des Jardins des Tuileries nachgängig die natürliche Gartenlandschaft zu erleben, die diesen Gemälden Modell gestanden hat. Wie in der Orangerie liessen wir uns auch bei diesem Anblick auf der Bank nieder und liessen die optischen Eindrücke über uns her fliessen.

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Fotografie - Ausschnitt aus dem Seerosenteich im Garten von Claude Monet

Claude Monet - L'aventure des Nymphéas

Foto aus Claude Monets Garten

Foto von einem der Originalbilder Claude Monets - Les Nymphéas

Nach einem so intensiven und einnehmenden Erlebnis glich der Durchgang durch den Souvenir-Shop einem Spiessrutenlauf, denn jedes "Nein" war wie ein schmerzender Stich in die freuddurchströmte Seele. Wir kamen mit Papierservietten, Mausmatten, Schreibkarten und Broschüren voll Abbildungen von Monets Werken raus und retteten uns ins nahe liegende Gartenrestaurant des Musée des impressionismes, wo uns eine Zwischenverpflegung für neue Entdeckungen stärkte.

Im Gartenrestaurant des Musée de l'impressionisme in Giverny

American Impressionism: A New Vision - Ausstellung 2014 im Musée de l'impressionisme in Giverny

Noch mehr Entdeckungen gab es zu sehen in der noch bis 29. Juni 2014 geöffneten Sonderausstellung "L'Impressionisme et les Americains". Darin wurden Werke führender amerikanischer Impressionisten ausgestellt, die alle zu Zeiten Monets einen Aufenthalt in Paris verbrachten, sich von der neuen Malweise inspirieren liessen und zurück in ihre Heimat dem neuen Stil mit amerikanischen Vorlagen Ausdruck verliehen. Trotz den persönlichen Unterschieden zwischen diesen Malern vermittelte die Ausstellung insgesamt einen dichten Eindruck ihres impressionistischen Schaffens, vor allem auch dadurch, dass die Werke aus Sammlungen in aller Welt für diese kurze Zeit so nah zueinander gezeigt und betrachtet werden konnten.

William Merrit Chase - Tompkins Park in Brooklyn, 1887

Zum Glück gabs auch hier einen Katalog zur Sonderausstellung mit grossformatigen Abbildungen der Kunstwerke, die uns später wieder das herrliche Tageserlebnis in Erinnerung rufen werden.

Im Garten von Claude Monet in Giverny

Im Garten von Claude Monet in Giverny

 

 

   zurück zum Seitenanfang

 

 aktualisiert: 20.4.2014 / Gu