aktualisiert: 16.2.2015 / BG

Unsere Gäste im Januar 2015:    (Teil 1)

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unsere Gäste im Dezember 2014
(Teil 2)

unsere Gäste im Januar 2015
(Teil 2)

 

 

Urs und Dominique

5. – 8.1.2015

 

 

Wie bereits im März 2014 besuchten uns Dominique und Urs in Cergy. Es war draussen nicht mehr ganz so warm wie bei der überraschenden Begegnung am 25. Juli 2014 in Revigny-sur-Ornain auf dem Canal Marne-au-Rhin. Aber das Wiedersehen und die Erinnerung erwärmte unsere Herzen und regte die Gemüter an. Kein Wunder, dass wir vor lauter Gesprächsthemen nur kurze Nächte im Bett verbrachten. Urs und Dominique hatten uns mit ihrer Wohnerfahrung auf dem Schiff RIA ganz zu Beginn unseres neuen nautischen Lebensabschnittes mit vielen guten Tipps zur Seite gestanden.

 

 

Unsere Gäste an Bord von Dagens 2

 

 

Mit ihnen zusammen hätten wir gerne den Turm Montparnasse besucht. Aber seine obersten Stockwerke ragten ab 170 Meter in eine Nebeldecke hinein, die jede Aussicht über Paris von der 210 Meter hohen Dachterrasse herab verunmöglichte. Darum trat Plan B in Kraft und wir spazierten zum nahe gelegenen Kaufhaus "Au Bon Marché".

Es ist das älteste Warenhaus des modernen Typs. Der Hutmacher Aristide Boucicaut (1810-1877) hatte die Zeichen seiner Zeit als erster erkannt und nach der Devise "grosser Umsatz - kleiner Preis" sein Geschäft "Au Bon Marché" innerhalb weniger Jahre zu einem Grossunternehmen entwickelt.

Turm Montparnasse im Nebel

 

 

Kaufhaus "Au Bon Marché" in Paris

1854 hatte er in der Rue du Bac als Compagnon eines Freundes mit einem Tuchladen und 12 Angestellten begonnen. 1860 belief sich der Umsatz bereits auf fünf Mio. Francs, 1870 waren es 20 Mio. und 1904 schon 195 Mio. Francs.

 

 

Die Zahl der Angestellten war in diesem Zeitraum auf 6'500 angestiegen. Das erste Warenhaus musste schon bald einem Neubau weichen. In der Rue du Babylon entstand eine Eisen-Glas-Konstruktion, die von keinem geringeren als Gustave Eiffel entworfen wurde. Merkmale dieser grossflächigen Warenhäuser, wie sie auch am Boulevard Haussmann (Le Printemps 1865), am Pont Neuf (La Samaritaine 1869) und an der Rue Lafayette (Les Galeries Lafayette 1894) eröffnet wurden, sind die grossen, mit Glas überdachten Lichthöfe, in denen z.T. wahre Prunktreppen die einzelnen Stockwerke verbanden.

 

 

Innenhof mit Kuppel der Galerie Lafayette am Boulevard Haussmann in Paris

Oben: Heutiger Innenhof der Galerien Lafayette

 

Rechts: Einstiger Innenhof mit Treppenaufgang im Kaufhaus "Au Bon Marché"

 

Unten rechts: Urs im aktuellen Treppenhaus vom "Au Bon Marché".

ehemaliges Treppenhaus im Kaufhaus "Au Bon Marché" in Paris

 

 

Unten: Das Treppenhaus des einst grössten Pariser Kaufhauses "La Samaritaine", das 2005 wegen Mängel im Brandschutz geschlossen worden war und seither auf eine Umnutzung wartet

.Treppenhaus im Kaufhaus "La Samaritaine" in Paris

Treppenhaus im Kaufhaus "Au Bon Marché" in Paris

 

 

Bild von François Rouan: "Engidina vineuse", 2001-2003

Grafik-Dekoration im Kaufhaus "Au Bon Marché" in Paris

Grafik-Dekoration im Kaufhaus "Au Bon Marché" in Paris

 

Links:  François Rouan:  "Engiadina vineuse"
Laversine, 2001-2003,  Peinture à la cire sur toile 162 x 211cm,  
Action Mécénat 2006
 

 

 

Zwischen den vielen Boutiquen und Shops-in-Shop gab es auch immer wieder tolle Bilder zu bestaunen.

 

 

Im "Au Bon Marché" in Paris

Im "Au Bon Marché" in Paris

 

 

Im Quartier Saint Germain des Près, wo "Au Bon Marché" steht, gab es noch viele weitere Geschäfte im kleineren Stil. Also machten wir nicht nur lustvolles Window-Shopping, sondern durchstreiften da und dort die Gestelle und Ständer mit ach so vielen schönen, begehrenswerten Angeboten. Zum Glück wohnen wir auf einem Schiff mit begrenztem Raum. Da muss immer wieder zuerst etwas Altes raus, bevor etwas Neues Einzug halten kann.

 

 

Schleckereien präsentiert wie in einem Juweliergeschäft in der Rue du Bac in Paris

Qualitätstücher in allen Farben in der Rue du Bac in Paris

 

 

Patisserien, die ihre Schleckereien in einem Ambiente anbieten, als befände man sich in einer Bijouterie. Im Verkaufsgeschäft für Tischdecken und Küchentücher wähnt man sich mitten im Regenbogen. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der originelle Coiffeursalon von Bruno liegt mitten in diesem Quartier und strahlt einladende Gemütlichkeit aus.

 

 

bei Coiffeur Bruno

bei Coiffeur Bruno

bei Coiffeur Bruno

 

 

bei Coiffeur Bruno

bei Coiffeur Bruno

bei Coiffeur Bruno

 

 

vor dem Coiffeur-Besuch

 

 

Dominique liess sich bei Bruno die Haare schneiden.

 

vorher / nachher

Nach dem Coiffeur-Besuch

 

 

Der öffentliche Verkehr in Paris hatte für unsere unternehmungslustigen Gäste ein prima Angebot: Die Wochenkarte "Navigo découverte". Die Chipkarte kostete einmalig € 5.- und für sieben Tage volles Bus-, Tram-, Metro- und RER-Netz über die Zonen 1-5 bezahlten sie nur 35.40 € pro Person. In einem Restaurant montierten unsere Gäste noch ihr Passfoto ins neu gekaufte Wochenabi und schon ging's am folgenden Tag auf ins 85 km von Cergy entfernte Schloss nach Fontainebleau, alles noch innerhalb der Abo-Zonen.

 

 

Im Restaurant Munch

 

 

Château Fontainebleau (France) - Infotafel

Trotz nebligem Winterwetter genossen wir den Aufenthalt in Schloss Fontainebleau sehr. Im Unterschied zu Versailles, das grösstenteils in einem Wurf und Stil gebaut worden war, liess sich an den Gebäudeteilen von Fontainebleau die Entstehungsgeschichte über vier Jahrhunderte (ab 1527) sehr gut ablesen.

 

 

In jedem Flügel, beinahe in jedem Raum stellten wir uns die Frage, wer sich hier bewegte, wohnte, lebte. Die Kommentare im Audio-Guide und auf den erklärenden Tafeln in jedem Raum gaben eine Fülle von Antworten und Zusatzinformationen. Wir waren froh, uns auf der stündigen Anreise etwas auf Fontainebleau vorbereitet zu haben, so dass wir wussten, in welchen Jahrhunderten François I, Henri II, Charles IX, Henri VI, Louis XIII bis XVI, Napoleon I und schlieslich noch Louis-Philippe als Könige regiert haben und an Fontainebleau weiterbauen liessen.

 

 

Zugangsverzierung zum Château Fontainebleau (France)

Auf dem Zugang zum Château Fontainebleau (France)

Wandverzierung im Château Fontainebleau (France)

 

 

Reich verziert war schon der Eingang, durch den wir "Einzug hielten" und das Schloss betraten.

 

 

Château Fontainebleau (France)

 

 

Der "grosse Ausverkauf" im Zuge der französischen Revolution hatte auch Fontainebleau leer geräumt. Da aber Napoleon I kurz darauf wieder von den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten Gebrauch machte und unter anderem den Papst Pius VII hier einquartierte, der zu seiner Krönung (2.12.1804) angereist war, verfügte das Schloss rasch wieder über eine teilweise Möblierung. Entsprechend prominent sind diese napoleonischen Räumlichkeiten heute noch zur Schau gestellt bis und mit dem Kabinett, wo Napoleon nach der Niederlage von Waterloo am 6. April 1814 eine Verzichtserklärung auf seine Regentschaft unterzeichnen musste.

Der napoleonische Prunk, wie er heute noch in Fontainebleau gesehen werden kann, stand der Prachtentfaltung der vorangegangenen Könige nicht nach. Wo früher die Lilien das königliche Eigentum kennzeichneten, liess Napoleon I die Biene als sein Symbol erscheinen, an Tapeten, Stuhlbezügen, Möbeln, Geschirr und natürlich auf dem kaiserlichen Hermelin-Mantel.

 

 

Thronsaal Napoleons I im Château Fontainebleau (France)

Biene als persönliches Symbol für Napoleon I - Château Fontainebleau (France)

Biene als persönliches Symbol für Napoleon I - Château Fontainebleau (France)

 

 

Château Fontainebleau (France)

 

 

Ob der Kaiser je hier im schönen Schlosspark gewandelt ist? Vermutlich trug ihn meist sein Pferd hier durch.

 

 

Napoleonischer Adler am Zugangsgitter zum Château Fontainebleau (France)

Tapetenmuster im Château Fontainebleau (France)

Wanddekor im Château Fontainebleau (France)

 

 

Ob der Kaiser vor rund 160 Jahren diese Treppe benutzte?

 

 

Treppengeländer im Château Fontainebleau (France)

 

 

Bewegte er sich unter diesem Leuchter, unter diesen Deckenbemalungen durch?

 

 

Leuchter (Untenansicht) im Château Fontainebleau (France)

Deckenverzierung im Château Fontainebleau (France)

 

 

Ass er mit diesem Tafel-Gedeck? Hatte die Kaiserin es für ihn gekauft? Er, der ja meist unterwegs war.

 

 

Cabinet de toilette (Raum Nr. 22) im Schloss Fontainebleau (France)

Vergoldetes Tafelservice im Schloss Fontainebleau (France)

 

 

Mitten in unsern interessanten Schlossbesuch platzte die Nachricht vom Attentat auf die Redaktion von Charlie-Hebdo in Paris. Die ganze Stadt sei unter Bombenalarm. Charlie Hebdo?. Das sagte uns zu diesem Zeitpunkt (7. Januar 2015) noch nichts. Wir wussten nur, dass wir auf unserem Heimweg per Bahn die ganze Stadt durchqueren mussten. Wir erreichten den Gare de Lyon ohne Problem. Dann aber stockte der Verkehr auf der RER-Linie A und es ging nichts mehr. So fuhren wir mit der Metro-Linie 1 vom Gare de Lyon zur La Defense und warteten da auf die nächste Verbindung in Richtung Cergy. Wir tranken ein Apero und wussten zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch gar nichts.

 

 

Warten auf die Heimfahrt beim Apéro in der La Défense

Warten auf die Heimfahrt beim Apéro in der La Défense

Warten auf die Heimfahrt beim Apéro in der La Défense

 

 

Heinz ging noch ins Geschäft Castorama, um Entfeuchtungssalz zu kaufen. Wir anderen schauten uns die La Défense von aussen an. An einzelnen digitalen Plakatsäulen war bereits "Je suis Charlie" publiziert.

 

 

Blick vom Grande Arche auf den Zentrumsplatz der La Défense

Solidaritätsbekundung mit den Opfern vom Attentat auf die Redaktion von Charlie-Hebda in Paris.

Mit 3 Stunden Verspätung kamen wir um rund 22 Uhr auf der Dagens 2 an. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht genau, was da gelaufen war. Wir hatten erste Plakate "Je suis Charlie" hangen gesehen. In den Metro- und RER-Stationen war es ruhig, eher still. Man spürte, dass die Menschen sehr betroffen waren.

Anderntags waren die Tagesmedien voller Berichte über das Vorgefallene und die weltweiten Solidaritätsbekundungen gegenüber den Angehörigen der Opfer des Attentates auf die Redaktion des Satire-Wochenblattes Charlie-Hebdo. Die kleinen Plakate mit der Aufschrift "Je suis Charlie" waren jetzt überall anzutreffen. Kein Schritt mehr, kein Blick mehr, ohne auf eines davon zu treffen.

Titelblatt Charlie Hebdo - Journal irresponsable - Ausgabe 1173 vom Dezember 2014

 

 

Obgleich die Polizeipräsenz im öffentlichen Raum vom Stadtzentrum unübersehbar war, hatten wir keine Mühe, zum Zentrum Saint-Pierre der Tuchhändler am Montmartre zu gelangen und uns dort nach Herzenslust durch die mannigfach ausgelegten Stoffe zu wühlen. Weil es mit einem Kauf-Ziel viel lustiger ist, suchten Dominique und Bernadette zusammen einen geeigneten Stoff mit Bordüren, um daraus auf Dagens 2 ein Tischdecke für den Wohnzimmertisch zu kreieren.

 

 

Im Stoffgeschäft "Marché Saint-Pierre" in Paris

Neu angefertigtes Tischtuch für den Wohn(t)raum auf Dagens 2

 

 

Da zu diesem Zeitpunkt unsere Nähmaschne noch stets in Reperatur weilte, nähte Bernadette alles von Hand. Am anderen Tag war das Tischtuch schon fertig.

 

 

Jugendstil-Dekor im Restaurant "Montparnasse 1900" in Paris

Dorsch mit Reis im Restaurant "Montparnasse 1900" in Paris

Käse-Dessertteller im Restaurant "Montparnasse 1900" in Paris

Zufriedene Gastgeber vor dem feien Nachtessen

 

 

Im Jugendstil-Restaurant "Montparnasse 1900", wohin uns Urs und Dominique eingeladen hatten, nahmen wir nach diesen abwechslungreichen Tagen wieder Abschied voneinader - bis zum nächsten Mal !

 

 

Mit einer Flasche köstlichen Weines aus dem Elsass in dieser lustigen Verpackung, kreiert von G.Ratkoff, haben uns Urs und Dominique einen Gruss aus dem Elsass auf die Dagens 2 gebracht und uns damit önologisch bereits auf den nächsten Überwinterungsstandort Strasbourg vorbereitet.

 

 

Wein-Gruss aus dem Elsass

Rosen-Angebot an der Rue du Bac in Paris im Januar 2015

 

 

Wer ganz geniesst, der lebt wirklich.

Karoline von Günderode

 

 

 

 

 

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