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Kudelstaart, 28.11.2022

 

 

Am Winterplatz in Kudelstaart

 

 

Liebe Freunde und Verwandte

 

  Haarlem zwischen Lange Brug und Melkbrug  
 

Mit einer gemütlichen Fahrt in Gesellschaft von Rosmarie und Rinze Marten sind wir am 15.10.2022 von Haarlem weggefahren. Tagesziel war Kudelstaart. Dieser Yachthafen ist zum vierten Mal unser Winterstandplatz. Mit etwas Mot-Regen unterwegs - so nennen die Niederländer den Riesel- oder Sprühregen - konnten wir über die Haarlemmer Ringvaart den See "Westeinder Plas" erreichen und ganz in der Ferne den Kirchturm von Kudelstaart erspähen. Im Hafen durften wir hinter dem östlichen Kopfsteg festmachen. Von hier aus haben wir eine fantastische Rundsicht über den See und können in der Ferne die Flugzeuge beobachten, die den Amsterdamer Flughafen Schiphol anfliegen oder von dort starten. 

Die Begrüssung im Hafen war herzlich. Jan und Elisabeth, Jean-Pierre und Peter sowie der Hafenmeister Giel standen bereit, um uns beim Festmachen zur Hand zu gehen. Kurz darauf sassen wir alle beim gemütlichen Kaffee auf Dagens 2. Es war wie eine Heimkehr in eine vertraute Umgebung und zu vertrauten Menschen.

Frohen Gemüts verabschiedeten sich Rosmarie und Rinze Marten danach und kehrten per Bus heim nach Haarlem.

Wegfahrt von Haarlem - imposante Öffnung der Buitenrustbrug

   Öffnung der Buitenrustbrug auf der Wegfahrt von Haarlem

Winterliegeplatz 2022/23 im Yachthaven Kudelstaart

   Unser Liegeplatz im Yachthafen Kudelstaart

 
 

Mit 265 Motorenlaufstunden halb Europa durchquert

 
 

Unsere diesjährige Fahrsaison umfasste drei grosse Reisen:

1. Von Potsdam über Stettin zum obersten schiffbaren Punkt der Peene, dann zur Insel Usedom und zurück über die Westoder nach Berlin-Spandau Reise 1

2. Von Potsdam über Brandenburg, Wolfsburg, Hannover, Fuestrup, Rheine, Emden und Delfzijl nach Groningen  Reise 2

3. Von Groningen über Dokkum, Leeuwarden, Grouw, Lemmer, Hasselt, Elburg, Huizen und Amsterdam nach Haarlem   Reise 3

Dazwischen machten wir im Juni eine Fahrpause in Potsdam   Potsdamaufenthalt

und im August eine Reise ohne Schiff in die Schweiz   → Schweizaufenthalt

 
  Übersicht Reisen 2022  
 

Karte aus PC Navigo, nachbearbeitet

Jeder Reisetag war so voller Erlebnisse und Begegnungen, die uns genussvoll in Beschlag nahmen, dass die Berichterstattung darüber in dieser Zeit beinahe auf der Strecke blieb. Bernadette hat wohl versucht, in unserem Blog wöchentlich ein paar Highlights aufleuchten zu lassen. Aber noch viel mehr gibt es zu berichten. Auf einzelnen Abschnitten haben uns Freunde begleitet, die sich in die Erlebnisdichte dieser Reisetage einbinden liessen und alles direkt miterlebt haben. Das verschafft ihnen einen Wissensvorsprung. Für alle übrigen versuchen wir nachfolgend ein paar Stimmungsbilder wiederzugeben und sie an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen.

 
   

Mit Dagmar und Willi zur Peene und zur Insel Usedom

 
 
Willi, Dagmar, Heinz und Bernadette zusammen unterwegs MS Menaje von Willi und Dagmar auf dem Finowkanal am 23.4.2022
 
 

Schon lange hatten wir davon gesprochen, mit unseren Freunden und ehemaligen Berufsschiffern eine gemeinsame Reise mit unsern zwei Schiffen "Menaje" und "Dagens 2" zu machen. Das konnten wir mit der Fahrt von Berlin bis an die oberste schiffbare Stelle der Peene in die Tat umsetzen. Unterwegs genossen wir die idyllische Fahrt durch den Finowkanal mit seinen 12 teilweise noch handbetriebenen Schleusen.

 
 
MS Menaje in der 2. Neustaedter Schleuse im Finowkanal am 23.4.2022 Bernadette und Dagmar beim Schleusen an der 2. Neustaedter Schleuse im Finowkanal am 23.4.2022
 
 

Stettin erkundeten wir mit einer kommentierten Stadtrundfahrt, bevor wir uns zu Fuss einzelne Orte dieser Hauptstadt der pommerschen Herzöge näher besahen. Das Adelsgeschlecht der Greifen widerhallt noch heute in den Ortsnamen der deutschen Stadt "Greifswald" und dem an der Oder liegenden polnischen Städtchen "Gryfino". Absolut sehenswert ist der Zentralfriedhof mit seiner aussergewöhnlichen, gesellschaftlichen Funktion. Die neue "City Marina northeast" mitten in Stettin bot uns einen komfortablen Aufenthalt und guten Ausgangspunkt für die Stadtbesichtigung.

Stettin - Stadtansicht mit dem Schloss der Pommerschen Herzöge und Kathedrale
 
 

Häuserzeile am Heumarkt in Stettin

Skulptur "Waffenbrüderschaft" von Slawomir Lewinski im Zentralfriedhof von Stettin

Dagmar am Pranmger im Schliosshof der Pommerschen Herzöge in Stettin

 
 

Die Peene wird mit ihrer trägen Fliessgeschwindigkeit auch Amazonas des Nordens genannt. Sie durchquert ein breites und grossflächiges Naturschutzgebiet. Dank dem Ankerpfahl des Schiffes "Menaje" konnten wir uns jeweils in dieser Naturumgebung eine schöne Bucht aussuchen und für die Übernachtung im Paket liegenbleiben. Ohne Zivilisationsgeräusche und Kunstlichter lauschten wir dem abendlichen Vogelkonzert und konnten frühmorgens Bieber bei der Querung des Flusses beobachten. Auffallend waren auch die zahlreichen Seeadler, die sich in diesem Gebiet heimisch fühlen. Natürlich kamen auch kulinarische und spielerische Bedürfnisse voll auf ihre Rechnung.

 
  Vogelflugansicht von der Peene und dem sie umgebenden Naturreservat  
 

Dagens 2 im Paket mit Menaje auf deren Ankerpfahl mitten im Peene-Naturreservat

Viel Zeit zum gemeinsamens Spiel - hier "Brandy Dog"

 
  Bieber schwimmt im Morgengrauen auf der Peene entlang unseres Schiffes  
 

Der oberste schiffbare Ort der Peene heisst Malchin, eine kleine gemütliche Ortschaft mit freundlichem Yachthafen.

 
 

Uralteiche im Eichenwald von Ivenacker, etwa 1'000 jährig

Eine Radtour brachte uns von da aus nach Ivenacker mit seinem Baumwipfelpfad. Da stehst Du plötzlich vor einer rund 1'000 Jahre alten Eiche mit einem Stammumfang (auf Brusthöhe) von knapp 11 Metern. Die hat schon an diesem Ort gestanden, als sich die drei Urkantone der Schweiz auf dem Rütli ihren gegenseitigen Beistand schworen und vielleicht auch, als König Heinrich II. im Jahr 1014 zum Kaiser des Römisch-deutschen Reiches gekrönt wurde. Was die wohl alles erzählen könnte?

Massblatt der Uralteiche in Ivenacker

 
 

Auf dem Rückweg von Malchin die Peene stromabwärts fuhren wir übers Achterwasser und besuchten den Ostsee-Badeort Zinnowitz. Mit dem Rad durchmassen wir die für Badeferien berühmte Insel Usedom. Wir fühlten uns wie Kurgäste - mussten auch Kurtaxe bezahlen - und genossen, barfuss dem Strand entlang zu wandern. Unterwegs trafen wir überraschend auf eine Künstleroase, das Gedenkatelier vom Maler Otto Niemeyer-Holstein (1896 - 1984). Über die faszinierende Führung durch die Museumskuratorin hat uns der Maler mit seiner Lebensgeschichte spontan angesprochen und begeistert. Er hatte sich, neben seinem künstlerischen Wirken, mit Fleiss und grossem Bemühen in diesem ursprünglichen morastigen Brachland ein kleines Sammlerparadies aufgebaut, das wir heute besuchen und bestaunen dürfen.

 
 
Otto Niemeyer-Holstein: Blick vom Atelier aus in den Garten in Lüttenort auf der Insel Usedom Otto Niemeyer-Holstein
 
 

Blaue Kutsche im Ateliergarten von Otto Niemeyer-Holstein in Lüttenort auf Insel Usedom

Skulptur im Ateliergarten von Otto Niemeyer-Holstein in Lüttenort auf Insel Usedom

 
 

Am 23. Mai verliessen wir nach vielen schönen Erlebnissen, kulinarischen Überraschungen und ein paar fröhlichen Spielstunden die Insel Usedom wieder und fuhren zurück nach Anklam. Dort hatten wir uns beiderseits für ein paar Tage mit der Jungmannschaft verabredet. Zu Willi und Dagmar kamen ihre Tochter Natascha mit Patrick und dem Grosskind Anni zu Besuch.

 
 

Gastfreundlicher Liegeplatz in Stolpe an der Peene

Wir durften unsererseits unsern Sohn Hannes mit seinen Freunden Chrigu und Babs an Bord begrüssen. Mit ihnen fuhren wir die Peene hoch nach Demmin, von wo aus sie dann rechtzeitig ihren reservierten Rückfahrzug von Berlin nach Basel erreichen konnten. Auf den drei Etappen besuchten wir die Ortschaften Stolpe, Loitz und Demmin.

 
 

Auf speziellen Wunsch von Hannes hatte Bernadette ein feines Vitello tonnato vorbereitet, was allen mundete und deshalb nichts übrigblieb. Der Gesprächsfaden hielt dagegen viel länger, bis spät in die Nacht hinein. Es war so schön, wieder einmal Mundart zu sprechen und so liebe Gäste aus der Schweiz an Bord zu haben.

Stolpe ist ursprünglich ein um 1180 erbautes Benediktinerkloster, von dem noch ein paar Ruinen zeugen. Heute wirkt auf dem fein gepflegten Klosterareal ein Konferenzhotel höherer Klasse. An die Klosterzeit erinnern überall aufzufindende kleine Statuen von Benediktinern, die jeder eine spezifische Klostertätigkeit darstellen.

Auf speziellen Wunsch von Hannes: Vitello tonnato als Abendmahlzeit in Stolpe 

 
 
Fischermönch mit Meerjungfrau  Kochmönch beim Zubereiten eines Fisches  Kellermeister-Mönch beim Wein verkosten  Gärtnermönch auf Ruhebank 
 
 

Als wir bei Regen im Hafen von Loitz (ausgesprochen "Lööds") festgemacht hatten und zurückblickten, überraschte uns der Himmel mit einem doppelten Regenbogen. Das war doch stimmungsmässig fast wie eine Aufforderung zu einem gemütlichen Spiel.

 
 
Doppelter Regenbogen im Hafen von Loitz an der Peene  Spielabend in Loitz mit Babs, Chrigu, Hannes und Heinz 
 
 

Ein Stadtrundgang durch Demmin beendete den Aufenthalt unserer Gäste auf Dagens 2. Für den Weg vom Hafen zum Bahnhof mit Gepäck in aller Früh suchten wir uns am Vortag ein Taxi. Es war ein immer verzweifelteres Suchen, fast wie Cés Keisers Kabarettnummer mit der Telefon-Rächnig. Aber schliesslich hatten wir Glück und noch vor 5 Uhr morgens entschwanden unsere Gäste in Richtung Schweiz. Wir waren wieder allein. In einem gut geplanten Rutsch fuhren wir die Peene runter nach Anklam und trafen dort wieder unsere Freunde Willi und Dagmar, deren Gäste auch wieder nach Hause gefahren waren.

 
 
Mein Stück Himmel auf Erden. "Mein Stück Himmel auf Erden" (in einem Garten in Stolpe)  Biberbau an der PeeneBiberbau am Ufer der Peene     
 
 

Damit war unser Ausflug zur Peene und zur Insel Usedom beendet und wir konnten am 30. Mai den Rückweg antreten.  

 
 

Auf der geführten Stadtrundwanderung durch Uekermünde

Über den ehemaligen Fischerhafen Ueckermünde und einem Zwischenhalt bei unserem freundlichen Hafenmeister im Mescherin, Herrn Menanteau, der uns mit selbstgebackenem Rhabarberkuchen überraschte ,...

Unser allerliebster Hafenmeister in Mescherin

 
 

... ging die Reise zurück nach Berlin-Spandau, wo wir diesen erlebnisreichen "Paarlauf" am 12. Juni im Nordhafen bei einem griechischen Abendbrot beendeten und uns von Willi und Dagmar verabschiedeten. 

Am nächsten Tag fuhren wir allein - welch ungewohntes Gefühl ! - nach Potsdam.

Willi und Dagmar, unsere Freunde und Partner auf der Reise zur Peene und nach der Insel Usedom

 
  Menaje und Dagens 2 am Ende der Reise im Nordhafen von Berlin-Spandau  
    

Von wegen Pause in Potsdam ...

 
 

Die Marina am Tiefen See war in vollem Betrieb. Wir waren am 13. Juni kaum angekommen und hatten am Kopfsteg festgemacht, da hatte uns Helga von der Aquarellgruppe "Die Pinselquäler" bereits gespottet und kam für einen Trunk an Bord. Am Abend feierten wir mit Gabriele aus Potsdam im Hafenrestaurant ihren bevorstehenden runden Geburtstag.

Anna und Uli mit ihrem in Berlin wohnenden Grosskind zu Besuch auf Dagens 2

Helga von der Aquarellgruppe "Die Pinselquäler"

 
 

Zu unserer grossen Freude kamen am 17. Juni Anna und Uli aus Bern mit ihrem in Berlin-Moabit wohnenden Grosskind Cuono zu Besuch auf Dagens 2. Bernadette hatte zur Feier des Tages eine reichhaltige Salade niçoise auf den Tisch gezaubert. 

 
 

Ein sonniger Tag nach dem anderen. Wir konnten am 16. Juni sogar bei Werbefilmaufnahmen für den Yachthafen mitmachen und erklären, warum wir hier so gerne über die Wintermonate verbleiben. Das hat uns wieder ein paar neue, höchst interessante Kontakte mit Sandy, Natascha und Kathy beschert.  

 
 

Am 20. Juni holten uns Helmut und Dietlind aus Müllrose ab und nahmen uns mit auf eine Kahnrundfahrt durch den Spreewald in Lübben. Schon seit dem Sommer 2017 hatten uns alle Bekannten vom Spreewald geschwärmt. Jetzt war das Erlebnis unter kundiger Führung durch unsere Freunde Wirklichkeit geworden. Es gab dort neben allen Geschmacksrichtungen von Spreewaldgurken ... 

 
 

Helmut und Dietlind aus Müllrose zeigen uns einen Tag lang den Spreewald

 ... in Straupitz eine Holländerwindmühle mit frisch gemahlenem Leinöl, Mehl und Mühlenbrot. In Werben entdeckten wir einen originellen "Un-Kraut-Laden", dessen Geschäftsinhaber auch als Kursleiter das Wissen über die Pflanzen, die wir gerne Unkraut nennen, vermittelt.

Un-Kraut-Laden in der Ortschaft Werben (Spreewald)

 
 

Ueli (dr Beck) und Hedwig aus der Schweiz, die wir im Juni 2020 in Maasbracht getroffen hatten, waren zufällig mit ihrem Schiff im Yachthafen Potsdam und kamen am 21. Juni zum gemeinsamen Abendbrot an Bord von Dagens 2. Wir tauschten gegenseitig unsere Erfahrungen über die verschiedenen Wasserwege aus und gaben Anregungen zu Sehenswürdigkeiten.

 
 

Die Tanzgruppe feiert in der Kantine der Tanzfabrik den Geburtstag von Heinz

Am 22. Juni früh kamen Willi und Dagmar aus Spandau mit Glückwünschen zum Geburtstag von Heinz vorbei und überreichten ihm ein liebevoll gestaltetes Fotobuch mit Bildern von unseren gemeinsamen Erlebnissen. Am Mittag feierte die Tanzgruppe diesen Geburtstag mit Heinz nebenan im Restaurant der Tanzfabrik und zum Abendbrot kamen die "Pinselquäler" als Gratulanten an Bord von Dagens 2.

Die Aquarellgruppe "Die Pinselquäler" feiert an Bord von Dagens 2 den Geburtstag von Heinz

 
 

Einer Einladung folgend, durften wir am Abend des 24. Juni bei Uli und Marion in ihrem wunderbaren Appartement mit Blick auf die Havel zu Tisch sitzen. Uli hatte sich als HNO-Spezialist zuvor um Bernadettes langanhaltenden Kehlreiz (Long-Covid?) gekümmert und mit einer Inhalier-Rezeptur für Linderung gesorgt.

 
 

Peter

Auch Peter und Uli aus Potsdam kamen am 25. Juni zum Frühstück vorbei, um uns persönlich Adieu zu sagen. Ein Ofenkäse-Abendbrot teilten wir mit Peter aus der Schweiz, der auch mit seinem Schiff im Hafen lag.
Am 26. Juni kamen Angelika und ihre Tochter Jule mit Daniel aus Potsdam zu uns auf die Dagens-Terrasse und verabschiedeten uns mit einem gemeinsamen Abendbrot aus dem Hafenrestaurant.

Uli 

 
 

Mit einem ganz besonderen Abschiedsgeschenk überraschten uns Sabine und Thomas vom Schiff Barbarella in der Marina am Tiefen See. Sie brachten uns zwei Tassen und eine Vase in Königsblau. Da überraschten wir sie unsererseits, als wir ihnen unsere zwei in den Vorjahren erstandenen hohen Wasserkrüge in Königsblau vorzeigten. Wir erfuhren, dass Thomas teilzeitig in der Töpferei "Königsblau-Keramik" arbeitet und verantwortlich für die Glasuren zeichnet. In der übrigen Zeit widmet er sich aktiv der Musik und hat uns auch eine CD mit seinen Werken geschenkt.

Set aus der Töpferei Königsblau-Keramik in Wiesenburg/Mark

 
 

So war die Zeit mit dem Zwischenhalt in Potsdam im Nu verflogen.

 
 

Quer durch Deutschland zu Besuch

 
 

Nach diesen sommerlichen Tagen in der Marina am Tiefen See in Potsdam und dem gesellschaftlichen Hochbetrieb brachen wir am 27. Juni auf und durchquerten Deutschland über die uns aus früheren Jahren bereits bekannte Strecke Untere Havel - Elbe-Havel-Kanal - Mittellandkanal - Dortmund-Ems-Kanal und Ems bis Emden. Beim Start begleiteten uns Ellen, Sabine und Ille bis nach Phöben, wo wir sie mitsamt ihren Fahrrädern an Land setzten und allein weiterfuhren. Unterwegs trafen oder besuchten wir an vielen Zwischenhalten Freunde. Über den Dollard erreichten wir in Delfzijl niederländischen Boden und am 19. Juli unser Ziel im Reitdiephaven von Groningen.

 
 

Willkommensrose von Peter und Christa, Nachbarn am Liegeplatz in Genthin

Peter und Christa hiessen uns am 28. Juni bei unserem Zwischenstopp in Genthin mit einer frisch gepflückten Rose aus ihrem Garten willkommen. Wir hatten uns viel zu erzählen über der Zeit, seit wir uns das letzte Mal im April 2019 gesehen hatten.

 
 

Bülstringen feierte am 2. Juli seine 900 Jahre seit der ersten urkundlich verbrieften Erwähnung des Ortes. Unsere Freunde an Ort hatten uns vorinformiert. Wir waren rechtzeitig zur Stelle, schmückten unser Schiff, das direkt unterhalb der gleichartig geschmückten Ortsbrücke lag und schafften es sogar, in der Lokalzeitung abgebildet zu werden. Trotz der aufwändigen Vorbereitungen für den Festumzug liessen es sich Brigitte, Hans-Georg, Karin und Heinrich nicht nehmen, uns am Vorabend mit einem reichhaltigen Abendbrot zu bewirten und Zeit zu haben für ein interessantes Gespräch.

900 Jahre Bülstringen - Dagens 2 feiert mit

 
 

Natursteinbruch von Flechtingen 

Am Montag nach dem Umzug führten uns Heinrich und Hans-Georg im Auto in die Umgebung und verschafften uns einen erweiterten Einblick in die Region, in der sie lebten. Insbesondere der Kurort Flechtingen mit seiner Wasserburg von 1307, der Patronatskirche und der Wassermühle, der Bade- und Tauchsportsee "Der Canyon" bei Süplingen mit seiner Karl May-Freilichtbühne und die Natursteinbrüche von Flechtingen, die bereits im 13. Jahrhundert Steine für den Dombau von Magdeburg und die Wasserburg von Flechtingen geliefert hatten, waren interessante Orte.
Von diesem Treffen mit unseren Bülstringer Freunden wiederum überaus bereichert, zogen wir am Dienstag dankend weiter.

 
 

In Edesbüttel kamen uns Roland und Cathrine entgegen, was zu einem freudigen Wiedersehen und einer gemütlichen Übernachtung führte.
Auch Patrick aus dem nahe gelegenen Allerbütel kam zu unserer Freude für einen kurzen Besuch vorbei und erzählte uns, wie es Natascha und ihrer gemeinsamen Tochter Anni ging. 

MS Caro und MS Dagens 2 treffen sich in Edesbüttel 

 
 

Brückenpost bei Brücke 127 über den Mittellandkanal - Wiedersehen mit Elke und Wilfried

In Minden hatten wir uns für ein gemeinsames Nachtessen mit Elke und Wilfried verabredet. Elke überbrachte uns vor Ort die Kunde, dass Wilfried mit dem Fahrrad gestürzt sei und das Zusammentreffen deshalb nicht zustande kommen könne. Dafür überraschten uns die beiden auf unserer Weiterfahrt am 11. Juli mit einer "Brückenpost". An der Strassenbrücke 126 bei Hille über den Mittellandkanal liessen sie an einer Schnur eine Netztasche herunter, in welcher für uns ein zweites Frühstück mit belegten Brötchen und ein Blumenstrauss frisch aus dem Garten steckte. So ist ein freudiges Wiedersehen doch noch geglückt.  

 
 

Den Mittellandkanal verliessen wir im "Nassen Dreieck", nicht ohne einen kleinen Abstecher, um in der "Marina Alte Fahrt Fuestrup" unsere Freunde zu besuchen. Mit Freude durften wir feststellen, dass Rolf nach seinem schweren Arbeitsunfall grosse Fortschritte im Heilungsprozess gemacht hatte und dass er mit seiner Gattin Regina bereits wieder mit Schiff Melanie und Mobilhome auf Reisen gehen konnte.

In alter Flexibilität und Rührigkeit trafen wir am 13. Juli auch Thomas auf seinem Schiff Jessilon wieder an, der mit unserer vollen Bewunderung für seine Frau sorgt, die das Schiff fast nicht mehr verlassen kann. Die Wiedersehensfreude hat den kleinen Abstecher mehr als belohnt und nach zwei Übernachtungen setzten wir unsere Reise wohlgemut fort.

 
 

Nun ging die Reise über den Dortmund-Ems-Kanal flott voran. Ab der Schleuse Herbrum hatten wir Gezeitenströmung, die uns mit bis zu 13.1 km/h vorwärts trug. So erreichten wir gleichentags in Delfzijl den Grenzübertritt nach den Niederlanden und am 19. Juli unser Ziel, den Reitdiephafen in Groningen.

Hier trafen wir zur beiderseitig grossen Freude Diny und Michael aus Hooge der A in Groningen wieder. Bei einem guten Nachtessen vereinbarten wir, eine gemeinsame Wanderung entlang der Drentsche Aa zu machen. Schön, nach so langer Schifffahrt wieder einmal ausgiebig auf Schusters Rappen unterwegs zu sein.

Gezeitenströmung auf der Ems - wohl dem, der mit und nicht gegen die Strömung fährt

 
 

Diny und Michael aus Groningen

Diny hat jüngst ein Buch verfasst zu einem Thema, das uns allen immer häufiger begegnet: Demenz. Was uns dabei in Verlegenheit versetzt: Wie gehen wir um mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind? Aus eigener Erfahrung mit ihrer Mutter und aus zahlreichen, ausführlich wiedergegebenen Interviews mit Begleitern von Menschen mit Demenz hat sie das vom Arzt Hans Houweling in den Siebzigerjahren entwickelte Leitbild von "Warmes Zuhause" in sieben Leitsätze gefasst, die diesen Menschen ohne Mehrkosten in geeigneten Wohneinrichtungen eine "Warme Betreuung" ermöglichen sollen. Diny Stamm legt Wert auf das Wort "Begleitung" und die Vorstellung, dass Betreuende zu Gast sind in der Wohnung mit Menschen, die an Demenz leiden. Es geht nicht nur darum, diesen Menschen auf Augenhöhe freundlich zu begegnen und ihnen Freizeitaktivitäten anzubieten. In ihrer unheilbaren Demenz wissen sie oft nicht mehr, wo sie sind, warum sie da sind, wer sie sind. Das macht Angst. Das schmerzt. Sie rufen nach Geborgenheit, manchmal nach ihrer Mutter, manchmal nach ihrem ursprünglichen Zuhause. Dieser Angst soll mit "warmer Betreuung" (warmherzig, beziehungsvoll) individuell begegnet werden.

 
 

Menschen mit Demenz müssen in ihrem psychischen Wohlbefinden unterstützt werden, weil sie mit ihrem eigenen Denkvermögen es nicht mehr schaffen, die Angst und den Schmerz mit positiven Gedanken zu kompensieren und zu überdecken. Ein authentisch geschriebenes und gut lesbares Buch, hilfreich und wegleitend für uns alle im Umgang mit Menschen, die an Demenz leiden. Es dürfte nicht lange dauern, bis es auch in andere Sprachen übersetzt wird.

Die Stiftung "WarmThuis" setzt dieses Leitbild an zwei Orten in den Niederlanden erfolgreich in die Praxis um. → mehr lesen

 
 
Diny Stam: Voor hetzelfde geld is het wel waar - Zorg voor levensgeluk bij dementie - ISBN 9789083101767 Diny Stam: Voor hetzelfde geld is het wel waar - Zorg voor levensgeluk bij dementie - ISBN 9789083101767
 
 

Ferien in der Schweiz:

 
 

Im Reitdiephaven machte Dagens 2 eine Ruhepause, während wir per Zug für den ganzen Monat August die Schweiz, Familienangehörige und viele Freunde besuchten. Dazwischen liessen wir uns von Arzt und Zahnarzt auf Herz und Karies prüfen, gaben ein paar Franken bei der Apotheke aus, regelten unsere Wohnsitzadresse neu und erfreuten uns natürlich auch am Gedeihen unserer Grosstochter Lorianne, die bereits gewaltige Entwicklungsschritte hin zur Selbständigkeit gemacht hatte.

In Steffisburg hatten wir für die gesamte Zeit via AirB&B eine Einzimmerwohnung mieten können, die uns einen guten Ausgangspunkt für die verschiedenen zu besuchenden Destinationen bot.

Selbst ein ganzer Monat reicht nicht aus, um alle zu besuchen, die uns eingeladen hatten, doch beim nächsten Mal wieder bei ihnen vorbeizukommen. Wir entschuldigen uns bei allen, die wir mit unserem Besuchsprogramm übergangen haben, denn neben den geplanten Treffen stiessen wir überraschend immer wieder auf Bekannte und Freunde, mit denen wir ein paar Worte wechseln konnten, bevor wir den nächsten Zug erreichen mussten.

Lorianne im Zug nach Schüpfheim zur Emme-Wanderung am 24.8.2022

 
 

Unvergessliche Höhepunkte unseres Aufenthaltes waren die Wanderung mit unserem Sohn Hannes durch die Aareschlucht mit Besuch des Tropenhauses in Frutigen und seiner Stör-Zuchtanlage

Verschiedene Stör-Arten im Schau-Aquarium des Tropenhauses Frutigen

sowie der Tagesausflug mit Ursula und Ueli zum Seebergsee im Diemtigtal,

Seebergsee im Diemtigtal, auf 1'830 Meter ü.M.

die vielen Stunden bei Erich und Alexandra in Hünibach, wo immer eine Lorianne voll Freude auf uns wartete,
das Wiedersehen mit Rösly und Jakob in Winterthur,
das Kennenlernen unserer neuen Wohnsitzfamilie in Dietlikon
und die Stunden bei Brigitte und Roland in Worb, wo mit Fleiss neue Kinderkleider für Lorianne entstanden und wo uns Brigitte mit ihren Kochkünsten verwöhnte.

 
 

Am 31. August war unser Schweiz-Aufenthalt zu Ende. Wir hatten uns tags zuvor von unserem Logisgeber dankend verabschiedet und fuhren in aller Früh mit dem Zug von Thun aus Richtung Groningen. In Bern stiegen Brigitte und Roland zu und gemeinsam erreichten wir abends den Reitdiephaven und unser Schiff. Zu müde, um noch zu kochen, verköstigten wir uns im Hafenrestaurant "Taste and Flavour", das uns mit seiner riesigen Auswahl à discrétion überraschte. Hauptsache, wir waren da und fielen gut gesättigt ins Bett.

 
 

Tour durch Hollands Nordprovinzen mit Brigitte und Roland

 
 

Zusammen mit Brigitte und Roland an Bord fuhren wir am 3. September weiter. Über Dokkum, Leeuwarden Grouw und Lemmer durchquerten wir die Provinzen Groningen und Friesland. Über den zur Provinz Flevoland gehörenden Noordoostpolder erreichten wir mit Hasselt die Provinz Overijssel, fuhren über Elburg (Provinz Gelderland) den Randmeeren entlang, streiften im Eemmeer die Provinz Utrecht und erreichten bei Huizen die Provinz Noord-Holland bis zum Reiseziel Haarlem, das uns am 14. September an unserem Lieblingsliegeplatz freundlich empfing. Hier einige Highlights von dieser Reise:

 
 

Am Strand der Wattenmeerinsel Schiermonnikoog

Von Lauwersoog setzten wir am 4. September mit dem Fährschiff "Rottum" über das Wattenmeer zur Insel Schiermonnikoog, mieteten dort vier Fahrräder und erkundeten die Insel von West bis Ost. Wie es sich gehört, war der Wind immer von vorne. Aber die Luft war so warm und die Sonne schien, da mochte uns der Wind das Spiel nicht verderben. Der Fahrradverleih ist dem täglichen Touristenansturm bestens gewachsen und die Räder werden ohne grosse Formalitäten zur Verfügung gestellt. Wir haben die Meeresluft, die Bewegung und die nachfolgende Mahlzeit genossen.

In Franeker besuchten wir am 7. September von Leeuwarden aus per Rad das vom Wollkämmer-Kaufmann Eise Eisinga in den Jahren 1774 bis 1781 an der Wohnzimmerdecke erbaute Planetarium. Er wollte damit seinen Zeitgenossen vor Augen führen, dass der prophezeite Weltuntergang nicht stattfinden wird, auch wenn von der Erde aus gesehen ein im Jahr 1774 stattfindendes Aufeinanderreihen der Planeten zu beobachten war. Das Planetarium von unserem Sonnensystem läuft auch nach 240 Jahren noch immer exakt.

Das Planetarium von Eise Eisinga in Franeker, Friesland

Zusammentreffen mit Matz und Hansruedi an einem Marrekrite-Liegeplatz südlich von Grouw

An einem Marrekrite-Liegeplatz trafen wir auf unsere Schweizer Freunde Matz und Hansruedi mit ihrem Schiff Mizar. Wir genossen die Abendsonne, das gemeinsame Essen, wo jede Küche das ihrige beisteuerte, und tauschten Erfahrungen aus. Bernadette, Brigitte und Matz hatten mit ihrem Hobby "Stricken" ohnehin ein abendfüllendes Thema.

Die Hansestadt Hasselt hat seine Kaimauern wunderschön renoviert und bietet gute Liegeplätze mit Wasser und Strom. Die freundliche Hafenmeisterin kommt abends vorbei, kassiert die Liegegebühr und überbringt eine Tüte mit allerlei touristischen Informationen über Hasselt und Umgebung.

Wir schlenderten bei untergehender Sonne genüsslich durch die Stadt, die um diese Zeit praktisch verkehrsfrei ist.

Trotz weitergehender Terminverpflichtungen konnten es Peter und Evelyn, die in Hasselt wohnen, doch noch einrichten, schnell zu uns an Bord zu kommen, was uns erlaubte, den Prüftermin für unser Schiff im nächsten Juni abzusprechen. Die Europäische Zertifizierung ist für Dagens 2 nach sieben Jahren wieder fällig.

Stadtsgracht in Hasselt

Begegnung mit einem stolzen Viermaster auf der Gelderschen IJssel unterhalb Kampen

Von Hasselt aus fuhren wir nach Zwolle und von dort aus über die Geldersche IJssel nach Kampen ins Ketelmeer, machten dort eine 180° Wende und fuhren übers Vossemeer in die Randmeere ein. Mit Zwischenhalten in Elburg und Huizen erreichten wir am 13. September Amsterdam und fanden einen Passanten-Liegeplatz in der Amsterdam Marina. Ein guter Ausgangspunkt, um über die IJ-Fähre einen Spaziergang durch den Amsterdamer Grachten-Gordel zu machen und im feinen Restaurant "In de Waag" auf der Terrasse den Tag zu beschliessen.

Am Ende dieser abwechslungsreichen Reise mit Brigitte und Roland nisteten wir uns an unserem Lieblingsplatz an der Spaarne in Haarlem ein und genossen eine weitere Köstlichkeit aus Bernadettes Küche: reich variierter Thonsalat, dazu ein belgisches Bier und ein lauer Sommerabend. Was will man noch mehr?!

Es blieb noch Zeit, am Folgetag eine Radtour durch den Nationalpark Zuid-Kennemerland (Wald und Dünen) zu machen und am Parnassia-Strandpavillon zur Stärkung der Kräfte für den Rückweg einen Lunch zu sich zu nehmen.

Reichhaltiger Thonsalat zur Feier, dass wir unser Ziel Haarlem erreicht haben

 

 

Doch dann war er unausweichlich da: der Tag des Abschieds. Am 17. September verliessen uns Roland und Brigitte und reisten - glücklich und voll bepackt mit Erlebnissen - in die Schweiz zurück. Wir verblieben noch bis zum 15. Oktober in Haarlem, trafen Rien und Donna, erhielten Besuch von Pam aus Heemstede, spielten mit Rosmarie, Rinze Marten, Helen und Jan und lernten Nenette und Nanne auf dem Nachbarschiff "Andante Piedro" kennen. Wie der Zufall es will, kannten wir ihr Schiff bereits. Es war uns 2015 in Strassburg erstmals begegnet. Damals waren Anne und Dom noch die Schiffseigner. Sie haben es im Jahr 2020 an Nanne und Nenette verkauft, die weiterhin zahlende Gäste an Bord empfangen und mit ihnen auf Reisen gehen. Den Kontakt zu diesen interessanten Schiffer-Kollegen werden wir gerne weiterpflegen.

 

Mit der eingangs erwähnten Überfahrt von Haarlem nach Kudelstaart schlossen wir unsere sehr bewegte Fahrsaison 2022 ab. Wir geniessen die stationären Tage im Hafen und finden die Zeit, Pendenzen aufzuarbeiten und Unterhaltsarbeiten an der Schiffsausrüstung auszuführen. Auch soll unser Schiff in der Weihnachtszeit nicht ganz ohne Schmuck daliegen und in den langen Nächten etwas Licht verbreiten. Euch wollen wir mit diesem Erlebnisbericht die langen Nächte etwas anregen und Euch diesen sonnigen und warmen Sommer nochmals vor Augen führen.

Wir wünschen Euch eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.

 

Mit herzlichen Grüssen

 

www.dagens2.ch

(das Neuste von uns steht
jeweils unter der Rubrik
"Aktuelles auf Blogspot")

Bernadette und Heinz auf einem Spaziergang durch den Amsterdamse Bos am 14.11.2022
 
 

Vom 15. Oktober 2022 bis 1. April 2023 liegen wir mit Dagens 2 im Jachthafen Kudelstaart und sind dort in den Wintermonaten zu finden unter der Adresse:

Heinz und Bernadette Gubler
an Bord von Schiff "Dagens 2"
c/o Jachthaven Kudelstaart
Kudelstaartseweg 226
1433 GR Kudelstaart
Niederlande

Unsere Mail- und Web-Adressen bleiben unverändert:

heinzgubler@aol.com

bernadette.gubler@bluewin.ch

http://www.dagens-2a.blogspot.com/

www.dagens2.ch

 

 

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