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Über Minden nach Hannover

vom 29. 8. bis 14.9.2016

 
 

Nach dem abwechslungsreichen Wochenende in Bad-Essen gondelten wir am 29. August 2016 auf dem Mittellandkanal weiter bis nach Minden. Seine wasserverkehrstechnische Bedeutung liegt in der Kreuzung mit der Weser, auf der man die Hansestadt Bremen und die Nordsee erreichen kann.

 

 

 

 

Gegenüber der Abzweigung zur Schachtschleuse Minden (Abstieg in die Weser) durften wir über Nacht bleiben. In die Stadt Minden steckten wir grosse Hoffnung, ein richtiges Geschäft für Bootsbedarf zu finden, um die Signallampe für unsern dritten Rettungsringes zu kaufen. Und siehe da: nach langem Suchen auf dem Fahrrad entlang der Weser fanden wir unter der Adresse Am Alten Weserhafen 1 die Firma "Wassersport Heinemeyer" und damit unsere Signallampe auch. Somit war unsere Ausrüstung regelkonform komplett. Das nächste vorbeifahrende Boot der Wasserschutzpolizei winkten wir herbei und baten den Beamten, uns die Anwesenheit der Signallampe an Bord auf dem Vollzugsschein zu bestätigen. Freundlicherweise übernahm er auch gleich die Weiterleitung der Bescheinigung per polizeiinternem Kurrierdienst an den Stützpunkt Münster, welcher auf unsere Vollzugsmeldung wartete.

 

 

 

 

Minden ist ein richtiger nautischer Verkehrsknotenpunkt. Noch am gleichen Abend trafen wir auf die Schweizer Paul und Bernadette auf ihrem Boot "Île Flottante". Beim gemeinsamen Umtrunk auf unserer Terrasse war schnell herausgefunden, dass sie auch unsere Freunde von den Schiffen Ria, Mizar und Fenna kannten. Wie klein die Welt auf dem Wasser doch ist. Von ihnen erhielt Bernadette für ihr wundes Knie ein Schmerz-stillendes Pflaster und damit eine wohltuende Entlastung.

Hinter ihnen legte ein holländisches Schiff an, deren Bewohner im Gespräch mit uns an der Hafenkante durchblicken liessen, dass sie uns auch als Holländer hielten. Welche Bauchpinselung für unsere holländischen Sprachkenntnisse.

 

 

 

 

Unser Übernachtungsaufenthalt in Minden gestattete uns, eine kurze Velorundtour durch die Stadt zu machen und ein paar lauschige Winkel in dieser Ortschaft zu entdecken. Das Flair dieser Ortschaft nahm unsere Sinne von der ersten Begegnung weg in Beschlag und wir hatten innert Kürze das Bedürfnis, hier wohlig noch länger verbleiben zu können. Aber unsere Terminvereinbarung mit dem Hafen vor Hannover drängte uns voraus.

 

 

 

 

Noch kurz vor der Abfahrt am 30.8.2016 sprach uns ein deutscher Mann, der täglich hier vorbei radelte, vom Ufer aus an und verriet uns, dass er uns schon lange erwartet hätte. Wie? Wieso? Er war verwandt mit Henk und Jeanne aus Spijkenisse bei Rotterdam. Dies sind unsere Bootsfreunde der ersten Stunde, die wir im Herbst 2010 in Gouda kennengelernt hatten und die uns so manchen guten Tip mit auf unseren weiteren Weg mitgaben. Im Gespräch verriet er uns, dass es für ihn immer noch ein Traum sei, ein Leben auf dem Schiff wie das unsrige zu führen. Von der Fortsetzung seines Traumes haben wir seit dieser Begegnung nichts mehr gehört. Doch wer weiss, ob wir uns in kommenden Tagen nicht einmal auf dem Wasser begegnen und an dieses kurze Gespräch anknüpfen können.

 

 

 

 

Bei herrlichstem Wetter fuhren wir auf dem Mittellandkanal über die Weser hinweg weiter in Richtung Hannover.

 
 

 
 

Im Yachthafen von Seelze wurden wir vom Hafeneigner Frank Klingenberg und seinem Sohn herzlich willkommen geheissen. Den gemütlichen Hafen mit renomiertem Hafenrestaurant hatten wir uns über Google Earth erkundet und per Mailanfrage einen Liegeplatz reservieren lassen. Er ist seit Jahren in weiten Kreisen auch ausserhalb des Wassersportes bekannt für seine deftigen Bratkartoffeln und bietet darüber hinaus heute in einer umfangreichen Speisekarte ein vielfältiges, kulinarisches Verwöhnprogramm an, auf das wir uns gerne einliessen, denn noch am selben Abend kamen Ferdinand und Rainer auf ihrem Boot MS Fennand neben uns zu liegen, zu uns zum Apéro und mit uns zum Nachtessen auf dem Terrassensitzplatz des Hafenrestaurants.

 
 

 
 

Von Seelze aus gingen wir zwei Wochen lang auf Entdeckungstour durch Hannover. Dies genoss Heinz über die ganze Zeitdauer, während Bernadette vom 2. bis 11. September 2016 zu Besuchen in der Schweiz weilte. Was in Hannover alles auf uns zukam, würde Bände füllen. Daher nachstehend nur ein paar Highlights in Bildern.

 
 

 
 

Heinz genoss in der Orangerie von Schloss Herrenhausen die Tanzproduktion "Pavement" von Choreograph Kyle Abraham, aufgeführt durch die Tanzgruppe "Abraham.In.Motion". Sie zeigten in Bewegung umgesetzte Gefühle von Feindschaft, Abneigung und Zuneigung, freundschaftlicher Bindung, von Kampf ums Überleben, allein und in der Gruppe, und vom ewigen Traum, das grosse Lotterielos in die Freiheit zu gewinnen.

 
 

 
 

 
 

Herrenhausen

Das zum Kurfürstentum und später sogar zum Königreich aufgestiegene Hannover widerspiegelt sich heute noch in Herrenhausen, dem Schloss und der wundervollen Parkanlage. Auch wenn das Adelshaus der hannoverschen Welfen seine Entwicklung im englischen Königshaus fortsetzte und Preussen das Territorim annektierte, spürt man im heutigen modernen Hannover immer noch die einstige Adelswürde, vor allem, wenn Ihre Durchlaucht, Kurfürstin Sophie von der Pfalz, Touristengruppen durch "ihren" Garten führt und aus dem Eheleben mit dem zum Kurfürsten aufgestiegenen  Ernst August, Herzog von Braunschweig-Lüneburg erzählt.

 
 

 
 

Schloss und Park von Herrenhausen.

 
 

 

 

Ausgehend von der Schlossmitte erstreckt sich nach gut französischem Vorbild (Versailles) eine zentrale Achse vom Welfenmausoleum im Norden bis zur grossen Fontäne im Süden. Diese Fontäne war Objekt eines jahrelangen Wetteiferns zwischen den Königshäusern um die höchste Springhöhe. Ende des 17. Jahrhunderts auf Basis einer Gefäll-Leitung erbaut, erreichte der Strahl 1720 unter Georg I. dank Pumpen, die von Wasserrädern angetrieben wurden, erstmals eine Sprunghöhe von 35 Metern. Mit erneuerten Pumpen wurde 1986 eine Sprunghöhe von 67 Metern erreicht. Die heutige Installation schleudert einen Wasserstrahl von 72 Metern in die Höhe. Im normalen Tagesbetrieb begnügt man sich allerdings mit 60 Höhenmetern.

 

 

Auf der Sichtachse in Richtung Grosser Fontäne liegt der Teich mit einem ringförmigen Wasserspiel, das nachts als touristische Attraktion zusammen mit der Gartenillumination in wechselnden Farben hinterleuchtet wird.

 
 

Ob Rosen, Hibiskus  oder Lavendel, eine herrliche Blütenpracht erfreute das Auge des Parkbesuchers.

 
 

 
 

Eine grosse Überraschung hielt die westlich ans Schloss angrenzende Grotte für uns bereit. Sie war ein von Niki de Saint Phalle kurz vor ihrem Lebensende gestaltetes Spiel mit Wasser, Licht, Farbe und Spiegeln. Eine Sehenswürdigkeit, die man nicht verpassen darf. Niki de Saint Phalle sind wir in einer umfassenden Werkausstellung in Paris bereits einmal begegnet. Sie hatte offensichtlich eine spezielle Beziehung zu Hannover, sind doch entlang der durch die Stadt fliessenden Leine drei ihrer grossen Nanas im öffentlichen Raum aufgestellt und ein grosser Teil ihrer Figurenmodelle und Werke im Sprengelmuseum am Maschsee zu sehen.

 
 

 
 

Farbenfroh verspielt war das Spiegel - Mosaik soweit das Auge reichte.

 
 

Spieglein, Spieglein an der Wand ..... ?

 
 

Auf den Turm des unübersehbaren Neuen Rathauses führt ein Lift die aussichtshungrigen Touristen empor. Die Fahrt ist ein ganz spezielles Erlebnis, schmiegt sich die Liftkabine doch in Schräglage der sich verjüngenden Fassade entlang und überlässt es den Mitfahrenden, in senkrechter Haltung zu bleiben. Mit einer weiten Rundsicht über die Stadt wird belohnt, wer am Touristenschalter Erdgeschoss des Neuen Stadthauses sein Zutrittsbillett gekauft hat.

 
 

 
 

Blick auf das neben dem Neuen Rathaus liegende Niedersächsische Landesmuseum Hannover.

 
 

 
 

Noch haben wir nichts erzählt vom Willhelm-Busch-Museum, von Gottfried Leibnitz, vom Strandbad in Isernhagen mit dem Auftritt des Kabarettisten Florian Schröder und vom Wiedersehen mit dem Pelikan-Füllfederhalter im Historischen Museum. Es war eine reichhaltige und vielseitige Entdeckungstour in und durch Hannover. Jederzeit ein Wiedersehen wert.

Mit einem immer wieder faszinierenden Sonnenuntergang verbrachten wir den letzten Abend unseres Hannover-Aufenthaltes im Yachthafen Klingenberg in Seelze und zogen anderntags weiter Richtung Potsdam.

 
 

 
     

 

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 aktualisiert: 26.2.2017 / BG