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Sommerbrief 2016           

 

 

 

 

Nach einem sehr emotionalen Abschied von unseren Freunden im Winterhafen "Marina Koejac" in Strassburg nahmen wir Fahrt auf über den Canal de la Marne au Rhin in Richtung Nancy.

 

 

 

 

Am 16. April fuhren wir bei Nieselregen in Strassburg weg. Der Regen blieb uns über weite Strecken erhalten und wir waren froh, unterwegs nicht 40 Grad Celsius zu haben, so wie letztes Jahr in Dijon und Dôle. 

 

   
 

Den Blüten und Blumen sahen wir an, dass sie genügend Wasser hatten, und so erstrahlten sie in ihren herrlichsten Farben.

 

 

 

 

Auch die Tiere waren sehr lebensfroh und zeigten uns immer wieder stolz ihren  Nachwuchs.

 

 

 

 

Verschiedene Tunnels wie auch den Schräglift von Arzviller durften wir passieren. Ab der Schleuse von Troussey fuhren wir auf der Meuse zu Tal. Sie wird an der Grenze zu Holland zu Maas umbenannt und fliesst am Ende neben dem Rhein südlich von Rotterdam in die Nordsee. Bis kurz vor Nijmegen sollte sie uns den deutschen Fahrgewässern näherbringen. Unterwegs sahen wir wieder viele interessante Orte und trafen spanmnende Menschen.

 

 


In voller Fahrt auf dem Schräglift von Arzwiller.

 
 

In Dun-sur-Meuse konnten wir den 2006 verstorbenen Künstler Jean Ipoustéguy kennen lernen. Im Centre Culturel an seinem Geburtsort zeigt die Galerie Ipoustéguy einen kleinen Querschnitt seines Schaffens und in der Kirche über der Ortschaft sind zwei grosse Skulpturen aus Marmor und Bronze zu sehen. Dem international wirkenden Künstler, von dem ein Werk auch im Skulpturenpark der Fondation Pierre Gianada in Martigny steht, würden wir mit der Skulptur "L'Homme" auch in Berlin im Max-Delbrück-Centrum wieder begegnen, haben sie uns erzählt.

 
 
 
 

In Lüttich am Bahnhof Guillemins genossen wir die Ausstellung über den Künstler Salvador Dalí. Sein vielfältiges Schaffen wurde entsprechend seinen Lebenabschnitten auf mehr als 2'000 m² gezeigt und faszinierte uns sehr.

 
 

Unicorn / Einhorn - © IAR Art Ressources

Mae West Lips Sofa - © Fundació Gala - Salvador Dalí

 
 

Unser Liegeplatz in der Einfahrt zum Yachthafen von Lüttich.

 
 

 

 

Wir haben auch viele Bekannte von unseren früheren Reisen getroffen. Einige waren mit ihrem eigenen Schiff unterwegs. Andere wohnten an der Meuse / Maas und kamen auf eine Sprung an Bord oder sie luden uns in ihr Heim ein und liessen uns teilhaben an ihrem blühenden Garten.

 

 


Im Garten von Walter und Magda im belgischen Ivoir an der Meuse.

 
 

So machte es uns denn nicht viel aus, als wir vor der belgischen Schleuse Ivo-Ramez wegen eines Streiks der Schleusenwärter plötzlich stoppen und zwei Nächte warten mussten. Unsere Freundin Helga mit Partner Fred kam schwupp in ihrem Auto mit einer schon vorgekochten Suppe daher und wir feierten ein Wiedersehen. Anderntags kamen in der Nähe wohnende Bekannte, Patrick und Michèle, zu Besuch und wir erzählten uns gegenseitig von dem, was wir seit unserem ersten Treffen in L'Isle-Adam im Jahr 2014 alles erlebt hatten.

 
 


Am oberen Wartequai vor der Schleuse Ivoz-Ramez an der Meuse in Belgien.

 
 

So was nennen wir doch Glück.

 
 

Dieses Glückskäferli begleitete uns eine lange Zeit an Bord.

 
 

Seit Strassburg tragen wir beide neue Brillen. Bei Optique Jacques Marmet haben wir eine auserlesene, persönliche Beratung gefunden. Jacques Marmet ist nicht nur Optiker, sondern auch Alpinist. Als sechster französischer Bergsteiger hat er den höchsten Berg jedes Kontinents bestiegen, auch in der Antarktis, womit wir mit unserer seinerzeitigen Hochzeitsreise in die Antarktis gleich ins Gespräch kamen.

 

 

 

 

Auf der Werft P.H. Tinnemans & Zn in Maasbracht liessen wir durch Peter Voerman unser Schiff für die nächste 7-Jahresperiode prüfen und einige Anpassungen im Hinblick auf unsern kommenden Aufenthalt in deutschen Gewässern vornehmen. Zwischen den grossen Berufsschiffen auf der Werft belegten wir eine kleine Ecke und konnten das arbeitssame Treiben um uns herum fünf Wochen lang aus nächster Nähe mitverfolgen. Im Kontrast zu Rost und Lärm des Werftbetriebes grenzte unser Liegeplatz an den kleinen Haus-Zoo der Werfteigner mit Fasanen, Pfauen, Tauben, Hühnern, Meerschweinchen, Hasen, Geissen und Gänsen. Hahnenschrei und Fasanenschluchzer wechselten mit den Tönen von Rost-Hämmern, Schweissapparaten und Hochdruckreiniger ab. Na ja, genossen haben wir den Rost nicht gerade, aber er gehört halt zum Werftaufenthalt.

 
   
 

Auf dem Schwimmdock konnten wir unsere Dagens 2 vom hässlichen Entelein wieder in ein stolzes Schiff verwandeln.

 
   
 

Aussen wie innen wurde viel gewerkt, gefärbt, poliert und isoliert. Im Abwassersystem trennten wir das Grau- vom Schwarzwasser. Eine leisere Wasserandruckpumpe liessen wir einbauen. Ein neuer Homokimet sitzt nun im Motorenraum. Das Tollste aber ist, dass wir die Badewanne rausnahmen und eine komfortable Dusche erhalten haben.

 
 
 

 

Dadurch haben wir im Schlafzimmer eine zusätzliche Büchernische gewonnen.

 

 
 
 

Über dem Kopfteil unserer Betten wurde die Isolation entlang der Eisenverstrebungen verbessert, um die Kondensbildung zu mindern .... und schon hangen die vier Jahreszeitenbäume auf der erneuerten Abeckung wieder.

 
   
 

Zu den Gegensätzen auf der Werft gehörte auch, dass während den ganzen fünf Wochen ununterbrochen unser Mohn auf der Schiffsterrasse dem Flugrost trotzte und immer wieder neue Blüten hervorbrachte.

 
   
 

Dann hiess es schon wieder Abschied nehmen von Maasbracht, das uns sehr ans Herzen gewachsen war. Unser Sohn Hannes war mit seinen Freunden auf dem Weg zum grossen Festival "Wacken Open Air 2016" unterwegs und machte bei uns einen Kurzbesuch. Bei unserer Abfahrt stand er am Ufer. Gibt es irgend einmal einen Zeitpunkt, wo Abschiede nicht mehr weh tun?

 
   
 

Für die Rheinstrecke zwischen Nijmegen und Wesel musstenm wir einen "Streckenkundigen" (Rheinpatent) an Bord haben. Der Zufall wollte es, dass unser Projektbetreuer auf der Werft, Ronald, diese Funktion auszufüllen bereit war und seine Familie in der geplanten Zeit Schulferien hatte. So zogen wir mit ihm und der ganze Familie, mit Saskia, Cédric und Nikki an Bord, los. Am ersten Tag begleitete uns auch unsere gute Fee Helga, die uns wiederholt geholfen hatte, das Boot in der Werft zu reinigen, Einkäufe zu machen, und uns immer wieder mit selbstgemachten Suppen verwöhnt hatte. Gegen Abend fuhr sie mit dem Velo wieder nach Maasbracht zurück. Das Wetter war alles andere als zum draussen Verweilen. So entstanden im Hochsommer, am 5.8.2016, bei kaum 10 Grad Aussentemperatur, schöne Armbänder aus Filzkugeln und Zierperlen.

 
   
 

Ab und zu  nahmen die Bastelnden doch auch wahr, dass wir auf dem Rhein fuhren, denn grosse Schiffe mit spezieller Ladung kamen uns entgegen und liessen auch die Frauen nicht unberührt.

 
   
 

Im deutschen Wesel angekommen, besuchten wir am Folgetag per Bus den grossen archäologischen Park Xanten. Dieser Ort war neben Köln der zweite Hauptort der Römer in ihren germanischen Eroberungen und demnach für damalige Zeiten mit rund 10'000 Einwohnern eine Grossstadt von beeindruckendem Ausmass. Mit Ausgrabungen und Modellen wird - stets erweiternd - dem Besucher ein Eindruck im Massstab 1:1 vermittelt, wie es damals zur Römerzeit ausgesehen haben mag, wie gebaut, gebacken, gegessen und gelebt wurde.

Nebst dem Ausflug ins Altertum gehörte auch die Gegenwart zu unserem Start in deutsche Gewässer: das Lädele in Wesel und in Münster, das Schwimmen im Dortmund-Ems-Kanal und am Abend das Spielen. Das Wizzard-Kartenspiel fand auch bei unseren Gästen ein sehr grosses Echo.

Haben wir seit dem Beginn unserer grossen Reise durch Europa nun doch fast sechs Jahre Niederländisch gesprochen und denken auch schon in dieser Sprache, ist es jetzt ein ganz spezielles Gefühl, in den Strassen, im Bus, im Café Stimmen wahrzunehmen, die Deutsch sprechen .... und erst noch in Dialektvarianten. Welch herrliche Vielfalt doch zu Europa gehört!

 
   
 

In Münster nahmen wir Abschied von der uns begleitenden Familie aus Maasbracht, von Ronald, Saskia, Cédric und Nikki. Ihre Ferienreise war zu Ende. Wir dürfen weiter auf Erkundung durch Deutschland fahren. Vorerst werden wir uns noch in der geschichtsträchtigen Stadt Münster umsehen, wo 1648 der Kaiser des Deutschen Reiches im Westfälischen Frieden den damaligen Orten der schweizerischen Eidgenossenschaft zwar nicht die "Souveränität", aber doch die "volle Freiheit und Exemtion vom Reich" gewährte mit der Zusatzerklärung, dass die eidg. Orte nicht mehr der Reichsgerichtsbarkeit unterstünden.

Wir verweilen hier in Münster, bis unser Sohn Rainer mit seiner Freundin Åsa aus Stockholm kommt. Sie werden uns ein paar Tage begleiten.

Unser Ziel ist, über Hannover und Wolfsburg am 15. Oktober die Marina am Tiefen See in Potsdam bei Berlin zu erreichen, wo wir für die sechs Monate im Winterhalbjahr einen festen Liegeplatz gemietet haben.

 
 

Mit besten Grüssen

 
 

Bernadette und Heinz
unterwegs mit Dagens 2 durch Europa

 

 
 

Unsere Postadresse vom 15.10.2016 bis 15.4.2017:

Bernadette und Heinz Gubler

An Bord von Schiff Dagens 2

Marina am Tiefen See

Schiffbauergasse 8

D - 14467  Potsdam

 
 

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 aktualisiert: 11.08.2016 / BG