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Vier historische Schiffshebewerke

im Canal du Centre bei La Louvière

 

 

(seit 2002 nur noch für die Freizeitschifffahrt genutzt)

 

 

Die vier rein hydraulischen Schiffshebewerke des Canal du Centre aus den Jahren 1888 bis 1919 stehen heute auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Sie sind gleichzeitig eine der herausragenden Sehenswürdigkeiten für Technik-Geschichte in Belgien. Imposant setzt sich die silberfarbene Eisenkonstruktionen der vier Schiffshebewerke von dem grünen Hintergrund der üppigen Landschaft ab. Jedes der vier Schiffshebewerke überwindet allein mit der Kraft des Wassers und der Schwerkraft  über 17 m Höhenunterschied.

 

 

Schiffshebewerk Nr. 1 in Houdeng-Goegnies

 

 

 

 

 

Im ersten Hebewerk, dem ältesten Gebäude, kann der Besucher eine Ausstellung über "die fabelhafte Maschine des Ingenieurs Clarck" besichtigen, in der die Geschichte und die Funktionsweise der Hebewerke anhand von Archiv-Dokumenten und interaktiven Displays gezeigt wird.

 

 

Schiffshebewerk Nr. 2 in Houdeng-Aimeries

 

 

Für den Kanalbau wurde sehr viel Erdmasse hin und her geschoben. Als der Aushub 1892 abgeschlossen war, begann der Einbau der Bootslifte. Durch die Tumulte des ersten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten hinausgezögert. So konnten die Lifte erst im Jahre 1919 der Schifffahrt übergeben werden.

 

 

Wie funktioniert nun ein solches Hebewerk?

 

 

Man muss sich ein solches Hebewerk wie eine Waage mit zwei Schalen vorstellen. Statt der Schalen hat ein Schiffshebewerk jedoch zwei wannenförmige Wassertröge. Diese sind als Aussenmasse je 45 m lang, 5.8 m breit und 3.15 m hoch. Jeder Trog, aufgefüllt mit Wasser, wiegt etwa 1'100 t schwer und steht auf einem hydraulischen Kolben. Die Hydraulikzylinder beider Tröge sind über eine Querleitung untereinander verbunden, in welchen die Auf- und Abwärtsbewegung mittels Durchlaufventil gesteuert wird. Wird im oberen Trog etwas mehr Wasser eingefüllt als im unteren, drückt das Übergewicht des oberen Troges bei offenem Ventil in der Querleitung den leichteren Trog nach oben und der schwerere Trog sinkt nach unten. Die Sinkgeschwindigkeit wird mit dem Ventil geregelt und abgebremst.

Ein separates System mit einer vom Wasser angetriebenen Kolbenpumpe akkumuliert den nötigen Druck, um die Trog- und Kanaltore anzuheben bzw. dicht anzuschliessen.

 

 

Das Wasser kommt vom Kanal Charleroi-Brüssel, der wiederum mit Wasser aus der Sambre gespeist wird. Das sogenannte Oberwasser des Kanals liegt 121.15 m über dem Meeresspiegel. Der Kanal selbst ist fast überall 21 m breit. Bei Houdeng und den 2 Dörfern Goegnies und Aimeries gibt es je einen Hafen, wo die Schiffe längs des Kanalufers anlegen können. Da ist der Kanal 30 m breit.

 

 

Unterwegs begegneten wir Zugbrücken und Drehbrücken.

 

 

 

 

 Einbahn-Zugbrücken konstruierten sie bei den übersichtlichen Fahrstrecken, ....

 

 

... während Drehbrücken bei den unübersichtlichen Stellen zum Einsatz kamen, damit die Berufsschiffe dort ohne Gefahr kreuzen konnten.

 

 

 

 

 

 

 

Viele derartige Verengungen im Kanal gab es zu passieren. Früher wurden sie gebraucht, um das Wasser fernzuhalten, wenn an einem der Lifte gebaut oder ein Kanalabschnitt repariert werden musste. Nach der Fertigstellung und der Entwicklung grösserer Baumaschinen nahm man die Schutztüren heraus und seither wurden die Kanalabschnitts-Trenntore nicht mehr gebraucht.

 

 

Schiffshebewerk Nr.3 in Strépy-Bracquegnies

 

 

 

 

Die Gebäude am rechten Ufer von Bracquegnies beherbergen den Maschinenraum. Im Innern arbeiten 2 hydraulische Schaufelrad Turbinen, die durch den Wasserfall angetrieben werden. Dieses Wasser stammt aus dem Oberwasser des Hebewerks Nr. 2 . Für die Nebenfunktionen des Hebewerkes komponieren sie Wasser auf einen Druck von 50 kg/cm2.  In den Türmen des Gebäudes befinden sich die 2 Druckspeicher. Jeder Druckspeicher verfügt über ein Gewicht von 80 Tonnen und ist an der Spitze eines Kolbens errichtet. Der von den Turbinen erzeugte Druck drückt den Kolben mit dem Gewicht nach oben. Sobald das Gewicht die Spitze des Turms erreicht, hält die Maschine an. Der Druck von 50 kg/cm2 steht für das Hebewerk zur Verfügung.

 

 

Schiffshebewerk Nr. 4 in Thieu

 

 

 

 

Einfahrt in die backbordseitige Wanne. Die gegenüberliegende Wanne befindet sich ganz oben.

 

 

 

 

 

Der Ursprung dieser Schleusentechnik geht zurück auf Experimente von Leonardo da Vinci. In der Poebene wurde sie erstmals in Kanälen für Frischwasserzufuhr grossschalig eingesetzt. 4 Jahrhunderte später gelangte diese Technik in Belgien zu Einsatz, um die Höhenstufe von La Louvière in der neu gebauten Wasserstrasse zwischen Sambre und Schelde zu realisieren, wo mit nur geringem Wasserzufluss auszukommen war. Dank der pendelnden Wassertröge wird pro Talfahrt allein das Übergewicht an Wasser im oberen Becken zu Tal gelassen und der Hauptteil des Wassers bleibt im Becken zurück.

 

 

 

 

 

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 aktualisiert: 06.10.2013 / BG