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Führung durch die Stadt Turnhout

am 7. 4. 2013

 

 

Flagge vor Stadthaus in Turnhout

Die Spielkartenstadt Turnhout liegt im Nordosten der Provinz Antwerpen und zählt über 40'000 Einwohner. Sowohl rechtlich als auch administrativ ist Turnhout die Hauptstadt des Kempenlandes und des gleichnamigen Arrondissements.

Wappen von Turnhout

Flagge vor Stadthaus in Turnhout

 

 

Der Hirsch im Wappen von Turnhout symbolisiert "das Jagen". Früher zeichneten die Turnhouter nicht nur einen Hirsch in ihr Wappen, sondern noch einen Jäger und einen Hund. Die Umgebung von Turnhout war früher ein von Breda aus für die Jagd von den Herzögen von Brabant beliebtes Wald- und Heidegebiet. Sie bauten hier ein Jagdschloss. Im Mittelalter entstanden rund ums Schloss zunächst dörfliche Strukturen, die dann später den Stadtstatus erhielten, der sogenannten Freibrief „Stadt und Freiheit“.

 

 

Das Schloss der Herzöge von Brabant

 

 

Schloss der Herzöge von Brabant in Turnhout - heute Gerichtsgebäude

 

 

 

 

 

Im Laufe des Mittelalters entwickelte sich Turnhout kontinuierlich zum wichtigen Handels- und Handwerkszentrum. Insbesondere der Tuchhandel und die Zwillichweberei waren verbreitete Berufe in der Stadt. Mehrere Jahrhunderte florierten diese Geschäftszweige,

 

 

Skulptur im Schlossgraben von Turnhout

Das Schloss und die drei Frauen von Turnhout

Drei herausragende Regentinnen haben als Schlossherrin die Entwicklung und das kulturelle Leben der Stadt Turnhout massgeblich geprägt:

Maria von Österreich liess das Schloss in seiner heutigen Grösse 1525 bauen.1546 erhielt die habsburgische Maria von Ungarn die Herrschaft von Turnhout und damit auch das Schloss. 1648 fiel das Schloss der Adelsfamilie von Nassau zu. Amalia van Solms, die Witwe van Frederik van Nassau, liess das Kasteel restaurieren.

 

 

Im Jahre 1597 besiegte Moritz von Oranien die Spanier in der Schlacht bei Turnhout und trug damit zur Befreiung der sieben Provinzen bei.

In der Brabanter Revolution besiegten die belgischen Freiheitskämpfer am 27. Oktober 1789 die österreichischen Besatzer, gelangten aber kurze Zeit später (1794) unter französische Herrschaft.

 

 

 

 

 

Skulptur im Schlossgraben von Turnhout

 

Rechts sehen wir eine ausgediente Kalandermaschine, die einen Platz in der Stadt ziert.. Mit ihrer Hilfe wurde früher eine durchsichtige Schicht Firnis auf die Spielkarten aufgetragen, um ihnen Glanz und bessere Abriebfestigkeit zu verleihen.

Ausgediente Kalandermaschine in Turnhout

Als sich im 19. Jahrhundert der Brüsseler Geschäftsmann Philippus Jacobus Brepols aus politischen Gründen in der ländlichen  Stadt Turnhout niederliess und seine kaufmännische Geschäftstätigkeit von hier aus weiterführte, setzte er den Grundstein zur Entwicklung einer blühenden Papier- und Druckindustrie. Er wurde der grösste Arbeitgeber rund um Turnhout. Cluster-artig siedelten sich zahlreiche weitere Papierindustrielle in Turnhout an. Es war die Zeit der grossen Papier-Barone.

 

 

Der Gründer des bekannten belgischen Pharmaunternehmens Janssen Pharmaceutica, Paul Janssen, wurde 1925 in Turnhout geboren und zählt zu den berühmten "Söhnen dieser Stadt". Seit 1950 gehört diese Firma zum Weltkonzern Johnson&Johnson.

 

 

Die imposante Sankt Peterskirche aus dem 13. Jahrhundert, die älteste Kirche in Turnhout, steht mit dem eleganten Turm, in der Mitte des grossen Maktplatzes.

 

 

 Sint-Pieterskerk in Turnhout

 

 

Orgel

Kanzel, reichhaltig verziert mit in Eichenholz geschnitztem Jesus, Petrus und Andreas als Fischer; angefertigt 1862.

 

 

Orgel in der Sint-Pieterskerk in Turnhout

Kanzelverzierung in der Sint-Pieterskerk in Turnhout

 

 

In der Sankt Peters Kirche haben die Papierbarone schöne farbige Kirchenfenster gesponsert. Es war die Zeit, als man glaubte, mit Guten Werken schneller aus dem Fegefeuer in den Himmel zu kommen. Reiche und Vornehme wurden in der Kirche beerdigt. Die Familiengräber wurden immer wieder geöffnet und mit einem neuen Leichnam ergänzt. Das stank dann in der Kirche fürchterlich nach Verwesung. Von da soll der Ausdruck "Die Stinkreichen" stammen. Arme Leute wurden ausserhalb der Kirche begraben.

 

 

Kirche Sint-Pieter in Turnhout

Flagge vor Stadthaus in Turnhout

Vor der St. Peterskirche sprudelt ein schöner Springbrunnen. Den Gehweg zieren in Stein gemeisselte Bilder von Spielkarten.

Verzierung im Gehweg auf dem Grossen Marktplatz in Turnhout

 

 

 

 

 

Die Turnhouter werden spöttisch auch als "Mücken-Löscher" bezeichnet. Es wird nämlich erzählt, dass an einem sonnig-warmen Frühlingsabend der Feuerschauer von seinem Wachtposten am Stadttor aus mitten in der Stadt eine schwarzdunkle Rauchwolke um den Kirchturm aufsteigen sah. Stadtbrände waren damals eines der höchsten Sicherheitsrisiken für die Einwohner innerhalb der Stadtmauer. Pflichtgemäss alarmierte der Wachtposten die ganze Stadt und alle brandwehrpflichtigen Einwohner rannten mit ihren

Riseiger Mückenschwarm in freier Natur

Wassereimern zum Marktplatz, wo die Kirche stand. Wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt man. Nichts dergleichen. Kein Brandherd, kein offenes oder schwelendes Feuer. Was dann? - Dank Sonneneinstrahlung hatte sich der Platz um die Kirche erwärmt. Warme Frühlingsluft stieg in die Höhe. Das gefiel einem riesigen Schwarm Mücken, der in diesem warmen Luftstrom tanzte und sich paarte. Der Schwarm war so dicht, dass er wie eine dunkle Rauchwolke in stetigem Aufstieg gen Himmel anzusehen war. Spöttische Bürger aus benachbarten Städten nannten von da an die Turnhouter "Mücken-Löscher", auf flämisch "muggenblusser".

 

 

Der grosse Marktplatz

 

 

 Grosser Marktplatz in Turnhout

 

 

Rummelmarkt (Brocante) rund ums Kasteel

 

 

Brocante rund um das Schloss in Turnhout

 

 

Hier werden mit grossem Eifer ganz spezielle Murmeln ausgesucht.

 

 

Brocante rund um das Schloss in Turnhout

 

 

Unglaublich viele Sachen werden auf dem Rummelmarkt angeboten.

 

 

 Brocante rund um das Schloss in Turnhout

 

 

Stadthaus

 

 

Stadthaus von Turnhout

 

Flagge vor Stadthaus in Turnhout mit Spielkarten

 

 

 Vor dem Stadthaus wehen ganz verschiedene Fahnen, unter anderem auch eine Spielkartenfahne.

 

 

Der Eingang zum Begijnhof.Eingang zum Begijnenhof von Turnhout

Willkommen im Begijnhof. Zusammen mit anderen 12 flämischen Begijnhöfen wurde diese Stätte 1998 in die Liste des Weltkurturerbes der UNESCO aufgenommen.  Die flämischen Begijnhöfe sind das lebendige Zeugnis einer mystisch-religiösen Tradition, die bis ins Mittelalter zurück geht. Begijnen waren Witwen oder unverheiratete Frauen die sich, ohne in ein Kloster einzutreten und ein Klostergelübde abzulegen, für ein unabhängiges, aber solidarisches Leben im Dienste Gottes entschieden haben.

 

 

Im Innern des Begijnhofes herrscht Ruhe und Stille, mitten in der Stadt Turnhout. Der Wille zu Ruhe und Einkehr bestimmt auch die darin wohnende Personengemeinschaft. Es werden z.B. keine Familien mit Kindern aufgenommen.

 

 

 Häuserzeile im Begijnenhof von Turnhout

 

 

 

 

 

 Häuserzeile im Begijnenhof von Turnhout

 

 

 

 

 

 Häuserzeile im Begijnenhof von Turnhout

 

 

 

 

 

Häuserzeile im Begijnenhof von Turnhout

Haus im Begijnenhof von Turnhout

 

 

 

 

 

Häuserzeile im Begijnenhof von Turnhout

 

 

Die Stadtführerin hat uns das schöne Turnhout so richtig schmackhaft gemacht. Turnhout - die Spielkartenstadt. Selbst die Wegweiser haben obendrauf noch die wohlbekannten Spielkartenzeichen.

 

 

Stadtführerin von Turnhout

Wegweiser in Turnhout mit Spielkarten-Symbol als Pfahlspitze

 

 

Das Taxandria Museum war uns leider nicht zugänglich. Es wurde noch bis Ende April 2013 erneuert.

Ehemaliges Wohnhaus eines Papierbarons - heute Sitz des Taxandria-Museums

 

 

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 aktualisiert: 21.4.2013 / BG