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Joggen - radeln - spielen - Freude haben
ab 3. 4. 2013 im Taxandriahafen in Turnhout

 

 

In Turnhout, vom Taxandriahafen aus, konnten wir joggen oder spazieren gehen, Velo fahren, waren in weniger als 2 Minuten mitten im Naturgebiet oder mitten in der Stadt, genossen Museas und Konzerte, spielten Karten und lernten immer wieder neue Menschen kennen.

Dier Römer nannten das Gebiet südlich der Maas bis hin zur Schelde "Taxandria", weil sie hier viele Eiben (taxus) vorfanden, die sie u.a. für Pfeilbogen gut gebrauchen konnten. Heute wird der Name Taxandria in der Gegend auch für einen Fussballklub, eine Studentenvereinigung, eine Tierklinik, einen historischen Verein, eine Schule und vieles mehr verwendet.

 

 

Liegeplatz im Taxandria-Hafen von Turnhout

 

 

Unsere regelmässig besuchte Jogging-Strecke führte dem Kanal entlang durch schönes Waldgebiet nach Vosselaar (Fuchsenlichtung) und zurück. Keine Autos, keine Velos, kein grobes Kopfsteinpflaster und keine Hunde, denen wir ausweichen mussten. Einfach schöner Waldweg. Ab und zu ein Reiter zu Pferd. Vor allem aber konnten wir auf dieser Strecke den täglichen Fortschritt beobachten, mit dem der Frühling Einzug hielt.

 

 

Joggen entlang dem Kanal Dessel - Schoten über Turnhout

Joggen im Wald nach Vosselaar

 

 

Vor lauter Glück und Übermut vergass Bernadette einmal für kurze Zeit, auf den Weg zu achten. Sie fiel über den einzigen hervorstehenden Stein im Wald. Ausser blauen Beulen keine Folgen, zum Glück.

 

 

Ansättze von Frühling im Heck von Dagens 2

Hafenausfahrt in Richtung Dessel

 

 

Schöne Sichten vom Boot aus! Links Borddekoration, rechts Hafenausfahrt Richtung Dessel.

 

 


 

 

An Ostern in Huizen zu Besuch bei Therese und Christian auf der MS Fenna, hatten wir das Jokerspielen wieder entdeckt und seither fleissig geübt. Das passte prima nach Turnhout, ist sie doch die Spielkartenstadt par excellence. Nirgendwo auf der Welt werden so viele Spielkarten produziert und überall hin versandt wie in Turnhout. 600'000 Spielkartenstapel werden hier vom Konzern "Carta mundi" täglich hergestellt. Sogar die Spielkarten im James Bond Film Casino royal stammten von Turnhout.

Auch wenn Bernadette dauernd viel zu viel Punkte einspielte und gewann, fasziniert das gemeinsame Spielen immer wieder!

 

 

Beim abendlichen Kartenspiel

 

 

Beim abendlichen Kartenspiel

Beim abendlichen Kartenspiel

Beim abendlichen Kartenspiel

 

 

Beim abendlichen Kartenspiel

Beim abendlichen Kartenspiel

 

 

Turnhout - Spielkartenstadt

 

 


 

 

Bei unserem Schweizer Aufenthalt anfangs März hatten wir bei Spycher-Handwerk in Huttwil ein paar Strangen feinste Alpaka-Wolle eingekauft. Bernadettes Schwester hatte ihr daraus einen schmusig-warmen Pullover für die Übergangszeit im Frühling und im Herbst gestrickt. Das Paket erreichte uns via Adresse vom Hafenmeister in Turnhout.

Liebe Therese, recht herzlichen Dank für den tollen Pulli. Er passt perfekt, ich habe riesige Freude daran.

Unsere guten Erfahrungen mit Alpaka-Wollpullover stammen von einem Hochzeitsgeschenk, das uns Esther und Peter vor 32 Jahren von Peru mitgebracht und für unsere Hochzeitsreise in die Antarktis überreicht hatten. Es gibt keinen wärmeren und unverwüstlicheren Pullover als diesen. Darum ist er noch stets im Winter bei tiefen Temperaturen im Einsatz. Allerdings ist er so warm, dass er in der Übergangszeit schnell zu einem roten Kopf führt. Somit ist der neue, etwas leichtere Pullover eine willkommene Ergänzung.

 

 

Neuer Alpaka-Pullover, gestrickt von Therese für Bernadette

Neuer Alpaka-Pullover, gestrickt von Therese für Bernadette

 

 


 

 

Velotour zu den "Belgischen Kolonien" - nach Baarle-Hertog:

 

 

Auf dem Radweg nach Baarle-Hertog

 

 

Eine fast kerzengerade Strecke führte uns von Turnhout nach Baarle. Warum ist dieser Veloweg so ungewöhnlich gerade? Früher fuhr eine Schmalspurbahn von Turnhout nach Baarle, das sog. "Bels Lijntje". Vom Auto wirtschaftlich "überfahren", blieb die Bahn auf der Strecke. An Stelle ihres Trassees entstand der heutige Radweg. Sehr idyllisch.

 

 

Aussichtsturm entlang dem Radweg nach Baarle-Hertog

Auf dem Aussichtsturm entlang dem Radweg nach Baarle-Hertog

Unterwegs kamen wir bei einem Aussichtsturm (Kijktoren) vorbei, den wir - als berggewohnte Schweizer - natürlich sogleich erklommen. Von oben hatten wir eine herrliche Rundsicht in das umliegende Naturgebiet. Viele artenreiche Tümpel und Seelein lagen da, wo früher Torf gestochen wurde.

 Aussichtsturm entlang dem Radweg nach Baarle-Hertog

 

 

Blick ins Naturgebiet entlang dem Radweg nach Baarle-Hertog

 

 

Gemeinde Baarle, bestehend aus dem niederländischen Baarle-Nassau (beige) und dem belgischen Baarle-Hertog (braun).

 

 

Baarle-Hertog und Baarle-Nassau - ein Grenzwirrwar

Baarle ist eine bi-nationale Ortschaft im Grenzbereich von Belgien und den Niederlanden. In ihr spiegeln sich - noch in heutiger Zeit - die mittelalterlichen Besitz- und Lehensverhältnisse. Trotz der neuzeitlichen Nationalstaatlichkeit haben die zerstückelten Besitzverhältnisse bis heute überlebt. Auf Grund dieser Zweistaatlichkeit gibt es in dieser Gemeinde zwei Gemeindehäuser, zwei Bürgermeister, zwei Gemeinderäte, zwei Kirchen, zwei Postämter, zwei Polizeiwachen, zwei Feuerwehren, zwei Elektrizitätsnetze, zwei Telefonnetze, zwei Fußballclubs, zwei Tennisclubs und so weiter.

Baarle-Hertog gehört zur belgischen Provinz Antwerpen, hatte am 1. Januar 2011 2'594 Einwohner und eine Gesamtgröße von 7,48 km², was zu einer Bevölkerungsdichte von 347 Einwohnern pro km² führt. (Das entspricht etwa der Bevölkerungsdichte in Bolligen: 364 Einwohner / km² per 31.12.2011.)

 

 

Anhand von Baarle lassen sich die zwei Begriffe "Exklave" und "Enklave" bestens illustrieren. Die verschiedenen Gemeindeflächen vom belgischen Barle-Hertog liegen vollständig von niederländischem Territorium umgeben, sind von seinem Mutterland abgetrennt, also belgische Exklaven (20). Umgekehrt sind die belgischen Gebiete, die vom niederländischen Staatsgebiet vollständig umschlossen sind, niederländische Enklaven. Da nun gewisse niederländische Parzellen innerhalb des belgischen Territoriums liegen, sind sie holländische Exklaven (7) oder belgische Enklaven.

 

 

Hochbetrieb am Sonntag in Baarle

 

 

Der Grenzverlauf ist so kompliziert, dass die Staatsgrenze stellenweise quer durch einige Häuser führt. Es gab eine Zeit, in der nach niederländischen Gesetzen Restaurants früher schließen mussten als die belgischen. Für einige Restaurants auf der Grenze hieß dies, dass die Kunden nur den Tisch wechseln mussten.

Grenzverlauf innerhalb Baarle

Grenzverlauf innerhalb Baarle - mit Star Wars Assoziationen

 

 

Durch einen Eigentumsstreit zwischen den Herzögen von Brabant (daher der Zusatz -Hertog) und den Grafen zu Nassau (daher der Zusatz -Nassau) gab es die grundstücksweise Einteilung der Stadt und die jeweils unterschiedliche Benennung zwar bereits seit dem 12. Jahrhundert, aber die Bevölkerung störte das wenig, wohnte man doch zusammen in einem Königreich. Erst im Zuge des Loslösens der brabantischen Flamen und der damit verbundenen Gründung des Königreichs Belgien 1830 wurde fortan aus der unterschiedlichen Zugehörigkeit von Grundbesitz die Zuordnung seiner jeweiligen Staatsangehörigkeit; denn die Brabanter (Hertog) wurden Belgier, die Nassauer blieben Niederländer. Es folgte eine Grenzziehung um Äcker, Viehwiesen und Häuser herum; die Gemeinde blieb jedoch räumlich untrennbar.

 

 

Blasmusikgesellschaft am Sonntag in Baarle

 

 

Bei unserer Ankunft in Baarle spielte gerade die Grenzkapelle (Grenskapel).

 

 

Altes Gemeindehaus von Baarle

Altes Gemeindehaus von Baarle

Altes Gemeindehaus von Baarle

 

 

Kirche in Baarle

 

Markantes Gebäude in Baarle

 

 

Obwohl im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Diskussionen über die Situation der Enklaven aufflammten, konnte weder die Besetzung durch die Franzosen 1810 noch die Gründung des Königreichs der Niederlande 1815 noch die Unabhängigkeit Belgiens 1830 an den Verhältnissen etwas ändern. Die beinahe grundstücksweise Aufteilung der Stadt überlebte die Geschichte und führte dazu, dass die Häuser in Baarle in völlig ungeordneter Weise teils zu den Niederlanden und teils zu Belgien gehören. In Streitfällen entscheidet die Lage der Haustüre, zu welchem Land ein Haus gehört.

 

 

Sonntagsverkehr in Baarle

 

 

Die Einwohner von Baarle verstanden es stets, aus dieser politischen Sonderstellung und dem speziellen Ambiente ihres Ortes Profit zu schlagen. Baarle wurde insbesondere durch Touristen und Tagesausflügler zu einer blühenden Gemeinde, die von den kulturellen Besonderheiten beider Länder lebt. Bis zur Liberalisierung der niederländischen Ladenöffnungszeiten wurde auf belgischem Gebiet auch bevorzugt abends und an den Wochenenden eingekauft, als niederländische Geschäfte längst geschlossen hatten. Seither ist im niederländischen Teil von Baarle jede Woche "koopzondag" (verkaufsoffener Sonntag), was viele Kaufwillige anlockt. Kosmetika, Parfums und andere Drogerieartikel sind zum Beispiel auf belgischem Gebiet, aufgrund der landesspezifischen Steuergesetze, deutlich günstiger.

 

 

Auffallendes Strohdachhaus entlang dem Radeweg nach Turnhout

 

Auffallendes Strohdachhaus entlang dem Radeweg nach Turnhout

 

 

 Auf dem Heimweg konnten wir diese tolle, mit Schilf bedeckte Villa bestaunen.

 

 

 

 

 

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 aktualisiert: 28.4.2013 / BG