Dagens 2 - Tagebuch

 

 

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21. November 2010    (Sonntag)                           (siehe auch "Unsere Besucher im November 2010")

Eigentlich hätten wir den Gottesdienst in der Kirche von Kudelstaart besuchen wollen. Aber dann führten wir mit Ursula beim Morgenessen so interessante Gespräche und tauschten so viele Gedanken aus, dass es schade gewesen wäre, diese zu unterbrechen. Zudem wäre vielleicht die rein in holländisch geführte Messe für Ursula doch ein wenig schwierig zu verstehen gewesen. Dafür fuhren wir nach dem Morgenessen bei schönstem Sonnenschein eine grosse Runde auf den Westeinder Plassen. Ab- und Anlegen boten an diesem windschwachen Tag keine Probleme, so dass wir am Nachmittag noch gemütlich nach Vrouwentroost (Teil von Aalsmeer) spazieren und Ursula den "Stonehenge for kids" zeigen konnten.

22. November 2010           Blumenbörse  /  Amsterdam  /  Flötenkonzert

Für den Besuch der Blumenbörse Flora Holland, Bloemenvieling Aalsmeer, mussten wir wieder früh aufstehen. Es war viel los. Über 11'000 Karren voll Blumen und Topfpflanzen wurden an diesem Montag zum Kauf angeboten und über die Versteigerungs-Uhren an einen Käufer übertragen. Entsprechend emsig war das Treiben im Verteilbereich und faszinierte uns erneut. Nach der Verteilung der ersteigerten Ware auf die bereitstehenden Käufer-Karren verschwanden diese jeweils in langen Schlangen zusammengekuppelt hinter der Hallenwand in Richtung bereitstehender Lastwagen, was sich aber unsern Augen entzog. Wir sahen danach die fertig beladenen Lastwagen draussen auf der Strasse davonbrausen, irgendwohin nach Europa. Vielleicht war auch einer dabei, der nach Bern fuhr?

Blumenbörse Flora Holland, Bloemenveiling Aalsmeer

 

Den zweiten Höhepunkt in diesem Tagesprogramm bildete der Besuch des Van Gogh Museums in Amsterdam. Wiederum unterstützt von einem Audio-Guide hielten wir es bis zur Abendschliessung in diesem interessanten Museum aus und liessen uns über die ausgestellten Bilder durch van Goghs Lebensgeschichte geleiten.

 

 

 

Das Nachtessen im griechischen Restaurant leitete zum dritten Höhepunkt des Tagesprogramms über, nämlich dem Flötenkonzert im Concertgebouw von Amsterdam. Der junge Flötist Erik Bosgraaf verzauberte uns Zuhörer im kleinen Musiksaal mit Werken von Falconieri, Schop, van Eyck, Scarlatti, Vivaldi und weiteren Komponisten. Die so verwöhnten Ohren mussten danach über eine Stunde lang das Motorengeräusch des Busses ertragen. Trotzdem waren wir froh, dass er uns auf direktem Weg und ohne Umsteigen nach Kudelstaart zurückbrachte. Das Glücksgefühl aus all dem Erlebten begleitete uns in den Schlaf.

 

 

 

23. November 2010          Besuch in Haarlem  /  Sara Kros

Nach langem Ausschlafen fuhren wir mit Ursula über Hoofdorp, wo wir in der Buchhandlung eine bestellte Grammatik für die holländische Sprache abholen konnten, nach Haarlem. Wir hatten online drei Eintrittskarten für eine Abendvorstellung von Anna Kros in der Stadschouwburg eingekauft und klärten daher zuerst, wo die Stadschouwburg ist. Glücklicherweise hielt der Bus an einer gleichgenannten Haltestelle nahebei, womit auch geklärt war, wo wir nach er Vorstellung wieder auf den Bus warten mussten. Von da aus erkundeten wir das historische Stadtzentrum, fanden in der "Korte Houtstraat" ein schmuckes, kleines Geschenk-Lädeli namens "Verrassend Goed" (= überraschend gut / überraschende Ware). Da hing an neben der Eingangstüre eine Einkaufstasche mit der Aufschrift "desperate housewife", was Ursula zu einem Blitzkauf verleitete, um diese Tasche einer Freundin zu schenken, die keine Sendung von "Desperate Housewives" ausliess. Der kleine Laden war voller herzerfrischender Nippsachen, dass an ein kurzfristiges Weitergehen nicht mehr zu denken war. Nach einem interessanten Gespräch mit der Ladeninhaberin und einziger Verkäuferin kaufte Ursula für Bernadettes bevorstehenden Geburtstag eine dicke rote Kerze mit vier kleinen, von eins bis vier nummerierten Anhängern, die jeweils ab dem passenden Adventssonntag der Kerze als Manschette umgehängt werden konnten.

 

Die Altstadt querend erreichten wir nach einem kurzen Kaffeehalt im "pulk" das Frans-Hals-Museum. Es überraschte mit seinen grossformatigen Bildern und dem hilfreichen Besucherkommentar. Der Maler Frans Hals war uns zuvor nur marginal bekannt. Umso mehr erfreute uns die abwechslungsreiche Begegnung mit seinen Bildern und der historische Bezug zur Entstehungszeit. Als Kleinod bewundert haben wir auch das raumgrosse Puppenhaus und ein Breughel-Bild mit allerlei dargestellten Szenen, die je ein geflügeltes Wort darstellten. Wie tags zuvor im Van Gogh Museum überraschte uns die abendliche Schliesungszeit des Museums, worauf wir kurzerhand eine grossformatige Kopie dieses Brueghel-Bildes erstanden und später im Bus auf dem Nach-Hause-Weg in aller Ruhe weiter betrachteten.

Die niederländischen Sprichwörter von Pieter Bruegel dem Älteren, 1559

Sara Kroos - Kabarettistin und Alleinunterhalterin

Die Abendvorstellung von Sara Kroos, diese "one-woman-show" war ein Hit. Wir waren zwar weit davon entfernt, all den Witz und die cabrettistischen Pointen in holländisch zu verstehen. Aber ihre Körpersprache, ihre Mimik, ihre Spontaneität, ihr Tanz und ihre Musik gaben uns das Gefühl, genüsslich mitten in der Show zu sitzen. Darum war die stündige Rückfahrt nach Kudelstaart voll frischer Erlebnisse und Gedanken, die uns im Gespräch begleiteten. Statt an der Kälte zu frieren und bei Nieselregen zu warten, marschierten wir vom Umsteigeort "Hortensiaplein" in Aalsmeer der Buslinie entlang bis zur Haltestelle "Mozart-Laan", wo uns der Bus aus Amsterdam Centraal einholte und nach Hause fuhr.

24. November 2010

Die kalte Nacht liess uns angenehm bis gegen acht Uhr schlafen udn danach in aller Ruhe frühstücken. Der Tag von Ursulas Rückreise war gekommen. Bernadette schrieb für Freunde und Verwandte noch flugs ein paar Briefe, die sie Ursula zum Versand ab der Schweiz mitgeben konnte. Mit Gesprächen und Lachen ging die Zeit nur allzu schnell vorbei. Zwischendurch vernahmen wir im Gespräch über eine Skype-Verbindung die freudige Nachricht, dass unsere Söhne Rainer und Erich uns über Weihnacht besuchen werden. Hannes und seine Freundin Michèle hatten sich bereits früher für die Tage um Sylvester/Neujahr angemeldet. Einsame Weihnachtstage, auf die wir uns schon fast eingestellt hatten, standen uns nun nicht mehr bevor. Freudentränen flossen. Am Nachmittag begleiteten wir Ursula zum Flughafen Schiphol. Wieder flossen Tränen. Es ist so schön, Ursula zur Freundin zu haben.

Rundfahrt auf den Westeinder Plassen

Rückflug AMSTERDAM - BASEL mit easyJet

Danach fuhren wir mit dem Bus ins Einkaufszentrum von Hoofddorp und kauften uns zwei neue Kopfkissen.

25. November 2010         Kondenswasser-Alarm!

Den Tag begannen wir mit Joggen und genossen dann ein gemütliches Morgenessen, nichts ahnend, was uns bevorstand. Es war Waschtag. Die Bettwäsche wurde gewechselt und bei dieser Gelegenheit die Matratzen umgekehrt. Doch halt! Was war das unter dem Matratzenroost, dort wo unsere Karton- und Plasticschachteln mit Kleidern, Bastelsachen, Büchern und sonstigem Allerlei standen? Die Bodenplatten waren feucht; an den Kanten der Kopfseite waren schon wellenförmige Spuren von Wasserflecken zu sehen. Nun gab es "action" auf Dagens 2. Alle Lagerkisten wurden unter den Betten hervorgeholt. Überall Feuchtigkeit. Woher denn? Eine Herkunftsquelle von der Ausenseite war nicht auszumachen. War das wirklich Kondenswasser aus der Raumluft? Warum erst jetzt? Natürlich blieb unser Treiben am Bootssteg nicht unbemerkt und die Schiffsnachbarn waren mit Rat und Tat zur Stelle. Übers Mail kriegten wir von unseren Schiffahrtsfreunden Urs und René weitere Anleitungen. Kondenswasser ist - so lernten wir - auf allen Booten ein Problem. Es tritt überall dort auf, wo warme Innenraumluft auf eine kältere Oberfläche trifft (sog. Dampfgrenze). Dort kondensiert die Feuchtigkeit der Innenraumluft und schlägt sich in Tropfenform nieder. Dieses Phänomen ist nicht zu verhindern. Aber es lässt sich steuern, wohin das Kondenswasser fliessen soll durch

- Luftaustausch zwischen Innen- und Aussenraum ("Lüften" / Fensterspalt offen lassen)
- Frottiertüchlein auf den Fenstersimsen (wie zu Grossmutters Zeiten)
- Isolieren = Abbau von Kältebrücken zwischen innen und aussen
- Innenluft-Entfeuchter.

Wenn das Kondenswasser nicht möglichst nahe am Entstehungsort aufgefangen wird, wandert es in der allgemeinen Richtung nach dem nächsttieferen Punkt durch Täfer, Balken und den Leitungen entlang. Genau darum begegneten wir in den folgenden Tagen an verschiedenen, unerwarteten Orten kleinen Pfützen und wunderten uns über deren nicht offensichtliche Herkunft. Wir läuteten zum Kampf gegen Feuchtigkeit und Pfützen. Dieser Kampf dauerte etliche Tage. Doch bis der nächste Gast bei uns eintraf, hatten wir mit unseren Gegenmassnahmen ein ausreichend stabiles Wehr gegen Kondenswasser an unerwünschten Orten aufgebaut.

Im einzelnen

- bohrten wir unter Anleitung von Schiffsnachbar Fons und dessen Kreisbohrer Löcher in die Seitenwände
  von Bettstatt und Sichtblende zur Badewanne, um die Luftzirkulation zu ermöglichen
- nähten wir länglich-schmale Frottiertüchlein als Tropfenfänger auf den Fenstersimsen
- stopften wir den Zwischenraum zwischen äusserer und innerer Kaminröhre oberhalb des Cheminées im
  Wohnzimmer, damit keine feuchte Warmluft aus dem Innenraum aufsteigen und als kondensierte Tropfen
  wieder herunterfallen konnte
- belegten wir alle Bodenflächen unter den Betten und in den Kleiderschränken mit Styropor-Platten
- umhüllten wir alle freien Eisenträger im Innenraum (= Kältebrücken) mit Konstruktionsschaum und
  Sichtblende aus Stoff
- isolierten wir kalte Innenwände mit einer zusätzlichen Isolation aus alubeschichtetem Luftnoppen-Plastic
- regulierten wir den Feuchtigkeitsausgleich zwischen Innen- und Aussenraum mit Schocklüften und feinen
  Spaltöffnungen an den Schiebefenstern
- legten wir nach dem Vorzeigemuster von Schiffsnachbar Jean Plasticschalen mit
  Entfeuchtungssalz-Säcklein in die Kleiderschränke
- verschlossen wir einfach verglaste Bullaugen und kleine Schiffsfenster mit mehrlagigen Passformen aus
  Styroporplatten
- setzten wir ein elektrisches Entfeuchtungsgerät, das uns Schiffnachbar Cees Jan zur Verfügung stellte, ein.

Diese mehrtägigen Anstrengungen halfen, das an diesem Tag entstandene Schachtel-Chaos in Wohnstube und Küchenraum wieder abzubauen, denn auf ersten Anhieb mussten wir alle feuchtweichen Kartonschachteln mit Kleidern durch Plasticcontainer ersetzen und die darin enthaltenen Kleider trocknen. Trotzdem schaffen wir es, den Arbeitstisch im Wohnzimmer für unsere elektronischen Kontakte freizuhalten und u.a. mit Nicole und Rolf zu skypen. Sie hatten nach ihrer Rückkehr bei ihren Kindern grossen Erfolg mit dem mitgebrachten Hagelslag, so dass sie uns bereits eine Nachschubbestellung übermittelten.

26. November 2010

Ganztägiger konzentrierter Kampf gegen das Kondenswasser. Es war zu kalt zum Velofahren. Folglich mussten wir das benötigte Styropor vom Handwerkermarkt "Gamma" zu Fuss (1 h) holen. Die konzentrierte Arbeit löste bei Bernadette seit langem wieder einmal einen Kopfwehschub aus, den sie mit einer entsprechenden Tablette bewältigte. Die Tablette half, liess sie aber auch früh schlafen gehen. 

27. November 2010       Seerundfahrt mit Behindertengruppe auf dem Tjalk "Eigenwijse"

Es schneite ganz fein und war sehr kalt. Rauhreif überzog Häuser, Gärten und auch den Bootssteg. Unser Schiffsnachbar Jean kam zu einer Tasse Kaffee zu uns und erklärte uns die bevorstehende Bootsfahrt mit der eingeladenen Gruppe behinderter Menschen. Diese traf um halb zwölf mit zwei Autos im Jachthafen ein. Es waren acht Behinderte und zwei Begleiterinnen. Als zusätzliche Gäste durften wir auf Nachbars Schiff "Eigenwijse" bei dieser Rundfahrt auf dem See "Westeinder Plassen" mitfahren. Es war eine magische Stimmung. Der Blick auf das nahe Ufer, das stellenweise noch mit Rauhreif überzogene Schilf, die blauviolette Beleuchtung in der Luft, der Gesang der Gruppe im Boot, die kleinen Fahrwege zwischen den Inselchen hindurch, die Souveränität, mit der Jean im Wechsel mit seinem Freund Bart das Schiff im Heck steuerte: es war gewaltig, aber draussen immer sehr kalt. Die Betreuerinnen hatten ausgiebig Essen mitgebracht, was drinnen zu einem wesentlichen Programmpunkt auf der Reise wurde. Es war für alle mehr als genug vorhanden.

Schiffsrundfahrt mit Behindertengruppe auf Westeinderplassen

Zurück im Hafen verabschiedeten wir uns von der Reisegruppe und unserem Schiffsnachbarn, brachten unsern Haushalt in Ordnung und gingen einkaufen. Am Abend schauten wir den auf DVD gespeicherten Film "Der gebuchte Mann" mit Jennifer Aniston und Jay Mohr an. Bernadette war nach diesem kontrastreichen Tagesprogramm in so guter Verfassung, dass sie den ganzen Film bis zum Schluss mitverfolgen konnte und nicht vor dem Filmende auf dem gemütlichen Kanapee einnickte.

28. November 2010    (Sonntag)

Ausschlafen. Nach einer eisigkalten Nacht war das Kondenswasser an unseren Bullaugen innenseitig gefroren. Bei schönstem Sonnenschein nahmen wir das Morgenessen ein und besuchten den Familiengottesdienst in der Kirche von Kudelstaart. Danach tankten wir bei einem Spaziergang kreuz und quer durch die Quartiere des Ortes bei kalter Luft, aber Sonnenschein unsere tägliche Portion Vitamin D. Den Nachmittag widmeten wir ganz unserem Kommunikationsnetz und liessen die Drähte heiss laufen.

29. November 2010

Es war Hannes Geburtstag. Mit einem SMS gratulierten wir ihm am Morgen, am Abend konnten wir mit ihm noch über eine Skype-Verbindung sprechen. Wir setzten unsere Bemühungen im Kampf gegen das Kondenswasser fort, isolierten unter den Betten und ergänzten die Frottiertüchlein auf den Fenstersimsen, wobei uns unser Schiffsnachbar Jean mit seinem Auto ermöglichte, in Aalsmeer den entsprechenden Nachschub einkaufen zu gehen. Bernadette verarbeitete den Faden mehrer Spulen beim Fassen und Umranden der längsseits dreigeteilten Frottiertücher. Die Ursache der Pfütze im kleinen Gästezimmer lokalisieren wir im darüber liegenden Küchenfenster, das ab sofort auch mit Frottiertuch versehen wurde. Zwei Tage später hatte sich der hinter dem Holztäfer fliessende Kondenswasservorrat erschöpft und die Pfütze im kleinen Gästezimmer blieb wieder weg.

30. November 2010

Es war wieder einmal Zeit für einen Grosseinkauf im Winkelzentrum von Kudelstaart, denn wir hatten bei unseren konzentrierten Arbeiten rund um das Kondenswasser den Kühlschrank ziemlich geplündert. Aber die Arbeiten gegen fehlplatziertes Kondenswasser gingen unvermindert weiter und trugen nach und nach Früchte. Nur das kleine Gästezimmer war imemr noch ein Sorgenquell. Wir dichteten die kleinen Fensterchen mit ihrem grossen Metallrahmenanteil (= Kältebrücke) vollständig mit Styropor ab.

 

 

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