Dagens 2 - Tagebuch

 

 

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13. November 2010   -   Sinterklaas kommt nach Aalsmeer

Der Wind hatte sich gelegt und wir schliefen sehr gut. Nach einem kurzen Einkaufsbummel in Kudelstaart wanderten wir ins Zentrum von Aalsmeer, wo das Eintreffen des Nikolauses (Sinterklaas) am Ufer des Schiffahrtkanals "Ringvaart van de Haarlemmermeerpolder" volksfestartig erwartet wurde. Das war ein Spektakel! Viele kleine Kinder, teilweise als Samichläusli verkleidet, oft auf den Schultern der Väter sitzend, drängten sich am Kai. Andere waren als Spiderman oder "schwarze Piets" verkleidet. Eine Moderatorin interviewte Kinder und Erwachsene, feuerte die Menge an, nach Sinterklaas zu rufen. Entlang des Kanalufers waren Lautsprecher aufgestellt, die zwischen den Interviews der Moderatorin bekannte Nikolaus- und Weihnachtsmelodien über die Menschenmenge hinweg ertönen liessen.

Erwartungsvolles Warten auf Nikolaus

Erwartungsvolles Warten auf Nikolaus

Erwartungsvolles Warten auf Nikolaus

Interview mit künftigen Nikoläusen

Auf dem Wasser brauste mit Sirenenklang ein Feuerwehrboot heran. Es brachte die ersten schwarzen Piets, Gehilfen des Nikolaus. Diese begannen, in kleine Säcke abgepackte "peppernoten / Pfeffernüsse" zu verteilen. Das ist ein knopfgrosses, halbkugelförmiges, süsses Spekulazius-Gebäck. (Spekulatius-Gewürz ist eine Mischung aus Zimt, Muskatnuss, Anis und Nelken.) Weiter warten. Wieder brachte ein Boot eine Schar schwarzer Piets ans Ufer. Die Moderatorin wurde nicht müde, alle zu befragen, wo Sinterklaas denn geblieben sei.

Ein Boot voller Piets

Noch ein Boot mit Zwarten Piets

Zwarte Piet

Zwarte Piet

Zwarte Piet

Zwarte Piet

Dann endlich: auf einem kleinen dampfschiffartigen Schleppboot, auf dem gerade mal drei Personen stehen konnten, kam Sinterklaas in Begleitung seines Haupt-Piets gemächlich herangetuckert und wurde vielstimmig herbeigerufen. Alle wollten ihm die Hand geben; das bringt Glück.

Sinterklaas auf stoomboot

Da ist Sinterklaas

Im Umzug mit Musik und Tambouren, vielen spassigen schwarzen Piets wandelte Sinterklaas gemächlich zur alten Mühle, wo der Müller viele Säcke Pfeffernüsse gemahlen und zubereitet hatte. Der Platz vor der Mühle war voll mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Die schwarzen Piets versammelten sich auf der Mühlenplattform, die Moderatorin stimmte Nikolaus-Lieder an, das Volk sang fröhlich mit, als plötzlich Rauch aus der Mühle aufstieg und der Peppernoten-Piet mit aschfarbenem Gesicht und grossem grauem Bart unter Tränen ein Kuchenblech voll verbrannter Pfeffernuss-Güezli auf die Plattform hinaus trug und in die Menschenmenge hinunter leerte.

Auf dem Platz vor der Mühle

Verbrannte Peppernoten

Sinterklaas auf Mühlenplattform

Es hat für alle genügend Peppernoten

Natürlich war die Feuerwehr mit Alarmsirene und Einsatzfahrzeug sofort zur Stelle und bewältigte unter freudigen Zurufen des Publikums den "Brand". Nikolaus konnte danach von der Plattform herab verkünden, dass in der Mühle trotz dem Brand noch genügend Peppernoten in Säcken für alle Kinder und Erwachsene vorhanden wären. Die Piets verluden die Säcke auf allerlei ulkige Fahrzeuge und Karren, worauf sich Nikolaus im Umzug durch die Geschäftsstrasse nach dem Stadthaus begab, wo er vom Stadtpräsidenten willkommen geheissen wurde und wo im Gemeindesaal die Kinderbescherung stattfand. Von diesem Tag an soll Sinterklaas bis zum 5. Dezember allabendlich unterwegs gewesen sein, Familien besucht und Kinder beschenkt haben, während die schwarzen Piets nächtlicherweise in den Zimmern der schlafenden Kindern allerlei Unfug und Ulk getrieben haben sollen. Wir sind uns einig: Die Holländer können Feste feiern. Erinnerungen an Euro08 wurden wach.

Wer will den nächsten Sack Peppernoten

Sinterklaas im Umzug

Zwarte Piet

Zurück auf unserem Boot hörten wir Musik, zündeten die Weihnachtsbeleuchtung an und fotografierten sie.

Weihnachtsbeleuchtung auf Dagens 2

14. November 2010    (Sonntag)                           (siehe auch "Unsere Besucher im November 2010")

Wirbesuchten den Gottesdienst in Kudelstaart, der musikalisch vom Damen- und Herrenchor bereichert wurde. Danach holen wir per Bus unsere nächsten Gäste in Schiphol ab: Nicole und Rolf. Sie hatten einen guten Flug und landeten 12 Minuten früher als im Flugplan vorgesehen war. Glücklich begrüssten wir uns und waren froh, dass alles geklappt hatte. Nach einem Kaffee im Flughafenrestaurant fuhren wir über Hortensiaplein Aalsmeer (umsteigen) nach Kudelstaart zur Dagens 2. Zimmerbezug der Gäste und dann gab es gegenseitig viel zu erzählen. Die Stunden verflogen im Nu. Für die bevorstehende Adventszeit hatte uns Andrea in Zollikofen einen prallvollen Adventskalender gebastelt und unseren Gästen mitgegeben. Im Durchgang zwischen Essküche und Wohnraum hängend, erinnerte er uns von diesem Tag weg an das kommende Weihnachtsfest und versüsste uns jeden Wartetag im Dezember mit einer kleinen Überraschung aus dem Naschkästchen.

15. November 2010:   Seerundfahrt Westeinder Plassen

Das Wetter hellte auf und wir joggten in Richtung Calslagen und rund um die grossen Sportanlagen. Danach genossen wir bei ruhigem See ein reichhaltiges Morgenessen. Ein kurzer Einkaufsbummel durchs Winkelzentrum in Kudelstaart stellte sicher, dass wir etwas aus der Reserve ziehen konnten, wann immer der Hunger sich zurückmeldete. Doch dann überzeugte uns die einstrahlende Sonne, das Boot seinem Zweck entsprechend einzusetzen. Wir banden die Leinen los und machten spontan eine Rundfahrt über die Westeinder Plassen. Das Ablegen gelang mit vorteiligem Wind schon ganz gut und mit wenig Einsatz der Bugschraube. Auf dem See war kaum Verkehr und so konnten wir frisch drauflos fahren. Bei der Rückkehr in den Hafen standen Fons und Jean bereits am Bootssteg, um uns beim Anlegen mit leicht seitlichem Rückenwind zu helfen. Es war nicht ganz einfach, mussten wir doch in der Hafeneinfahrt mit einer Rechtsdrehung backbordseitig am Steg hinter einem Tjalk anlegen und das Boot dem Steg entlang zwischen Pfosten hindurch rückwärts gegen das Ufer hin ziehen. Im ditten Anlauf gelang es und wir waren froh um die Nachbarschaftshilfe.

Seenrundfahrt um die Westeinder Plassen

Seenrundfahrt um die Westeinder Plassen

Seenrundfahrt um die Westeinder Plassen: Velo- und Personenfähre

Seenrundfahrt um die Westeinder Plassen

16. November 2010:   Haarlem

An diesem Tag stand ein Besuch der Stadt Haarlem auf dem Programm. Wir entdeckten dort das an die Dampflok-Zeiten erinnernde Bahnhofgebäude, andernorts in der Nähe des Frans-Hals-Museums ein wunderschönes Spezialgeschäft für Patchwork-Arbeiten. Wir erkundeten die Hafenanlagen für einen allfälligen späteren Besuch mit dem Boot, besichtigten die Bavo-Kirche im Zentrum der Altstadt und kamen - mehr zufällig - am Gebäude der Philharmonie vorbei. Was wird denn da an diesem Abend gespielt? Die Carmina burana von Carl Orff. Hat es denn noch Plätze frei? Ja. Kurzentschlossen buchten wir vier Plätze, freuten uns über unsere Spontaneität und stellten fest, dass damit der Rest des Tagesprogrammes festgelegt war. Erstens mussten wir ein Lokal für das Nachtessen finden, zweitens ein Hemd für Rolf kaufen, denn er wollte nicht im kragenlosen T-Shirt ins Konzert gehen, und drittens rechtzeitig bei Türöffnung wieder bei der Philharmonie zurück sein. Auf dem Weg zum Restaurant hätten sich Bernadette und Nicole beinahe überzeugen lassen, zuvor noch bei einem "Kapper" (Coiffeursalon) hinein zu sitzen. Eine Passantin zählte uns vor dem Geschäft auf, welche Berühmtheiten zuvor hier schon frisiert worden waren. Doch die am Schaufenster angebrachte Preisanschrift für eine derartige Behandlung liess die beiden wieder von ihrem Gedanken Abstand nehmen. Nach einem gemütlichen Nachtessen fanden wir im C&A die benötigten Kleidungsstücke für Rolf und genossen anschliessend das musikalische Überraschungsprogramm im Haarlemmer Philharmoniegebäude. Im Vorprogramm zur Carmina burana wurden noch Werke von Antonin Dvorak, Peter Tchaikovsky und George Enescu aufgeführt. Die Köpfe reich gefüllt mit Klängen begaben wir uns nach dem Konzert in die eiskalte Nacht hinaus zur Bushaltestelle. Wir haben wohl noch nie so lange frierend und sehnlich auf den geheizten Bus gewartet wie an jenem Abend in Haarlem, und dann beim Umsteigen am Hortensiaplein in Aalsmeer just nochmals. Da wäre doch der Mantel, nach dem Nicole in Haarlems Schaufenstern Ausschau gehalten hatte, so nützlich und willkommen zum Ersteinsatz gelangt. Doch schliesslich fanden wir zurück ins warm geheizte Schiff und in warme Betten.

auf dem Marktplatz

Auf dem Marktplatz

Anlegesteg in Haarlem

Fachgeschäft für Patchwork-Arbeiten

Kirchenschiff der Sint Bavo-Kerk

17. November 2010:   Amsterdam

Nach Haarlem war an diesem Tag Amsterdam angesagt. In einer Stadt mit so vielen Möglichkeiten, aber winterkaltem Wetter muss man sich gewisse Ziele setzen. Wir hatten bereits zuvor für unsere kreativen Frauen Adressen von Spezialgeschäften mit Glasperlen (holländisch: Kralen) und Filzsachen herausgesucht und wanderten diesen zielgerichtet zu. Das kleine Kralen-Geschäft von Hillian Coppenhagen-Bloem an der Rozengracht fesselte Bernadette und Nicole so lange, dass Rolf und Heinz unterdessen gemütlich zum "Dam" (Zentrumsplatz in Amsterdam) und zurück spazieren und überdies noch einen wärmenden Halt im Gasthaus an der Strassenecke einschalten konnten. Wenn Touristen durch Amterdam spazieren, darf der Blumenmarkt am "Singel" und die "Kalverstraat" nicht fehlen. Letztere hatten wir fast schon "schadlos" durchschritten, als kurz vor dem "Dam" linkerhand das spanische Modegeschäft "desigual" auftauchte. Ha! und dann war an kein Entrinnen mehr zu denken. Mit weit geöffneten Augen wandelten wir durch diese bunte Farbenwelt voller überraschender Kleidungsstücke und Accessoires. Nicole kannte "desigual" bereits von einer in Bern erstandenen Tasche. Die wollte nicht mehr so allein sein und rief förmlich nach einer Ergänzung. In dieser Situation hätte wohl jedes Orakel die Zukunft richtig voraussagen können: Eine hübsche, farbenfrohe, winterlich warme lange Wolljacke kreuzte über dem Ladentisch einige Euro-Noten. Der Deal war perfekt. In Hochstimmung über die jüngste Neuerwerbung von Nicole verliessen wir dieses erlebnisträchtige Modegeschäft. Es sollte sich herausstellen, dass wir auch später nicht mehr an diesem Geschäft vorbei spazieren konnten, ohne einen Blick in die immer wieder neu zusammengestellten Angebote zu werfen.

Modehaus "desigual"

desigual-Werbung für trendige Damenhandtaschen

18.November 2010:   Ruhe- und Postkarten-Schreibtag

Nach zwei so abwechslungreichen Programmtagen verweilten wir ruhend in Kudelstaart, gingen joggen und die Damen filzten. Die Nutzung unserer Gästekabine liess erkennen, dass über den Kopfkissen eine Leselampe nützlich wäre. Gesagt - getan. Praktisch veranlagte Gäste verwirklichen ihre Wünsche gleich selber. So besorgten sich Rolf und Heinz im Handwerkermarkt die nötigen Bauteile und bauten im Gästezimmer eine Leselampe in neuster 220 Volt-LED-Technologie ein. Sie hat sich seither mit ihrem starken, warmen Licht bestens bewährt. - Ein Helikopter kurvte am Nachmittag stundenlang über den Ufern der Westeinder Plassen südlich von Kudelstaart, während zahlreiche Polizisten das Terrain absuchten. Man sagte uns später, Einbrecher hätten in der Nähe ihr Unwesen getrieben und seien bei dieser Razzia gefasst worden.  -  Die neue farbenfrohe Jacke von Nicole wurde zum Photosujet. Von den Aufnahmen machten wir mit Hilfe des Photodruckers eigene Postkarten, welche unsere Gäste an ihre Bekannten und Verwandten versenden konnten. Beim Eindunkeln fiel der erste Schnee. Rolf und Heinz grillierten vor der Küche im Freien das Fleisch zum Nachtessen. Es war der Ersteinsatz des neu gekauften Tischgrills, nachdem der alte sich nur noch dazu bewegen liess, die Grillplatte lauwarm aufzuheizen. Die Grillade glückte. Nach dem Nachtessen spielten wir "Brändi Dog", die Frauen gegen die Männer. Die Frauen gewannen, wie könnte es anders sein.

Postkartensujet 1  Postkartensujet 2   Postkartensujet 3

Unser Nachbar Fons schaut vergnügt dem Fotoshooting zu

19. November 2010:   Blumenbörse Flora Holland

Gut ausgeruht machten wir uns in aller Früh auf zur Blumenbörse, Flora Holland Blumenveiling Aalsmeer. Dieser Freitag war ein betriebsstarker Tag und verschaffte unsern Gästen einen starken Eindruck in das gigantische, logistische Geschehen zwischen Blumenhersteller und Blumenkunde. Gegen elf Uhr wanderten wir nach Aalsmeer, um in der Conditorei etwas Leckeres zu Mittag zu essen. Doch es kam anders als geplant. Kreuz und quer durch Quartierstrassen schlendernd, standen wir unvermittelt vor dem Coiffeur-Geschäft "HizyHair". Da packte Nicole und Bernadette ein Anfall von ausserordentlichem Mut und Selbstüberwindung, und sie liessen sich einen Termin geben. Es gab keine lange Wartezeit. Schon nach einer Viertelstunde waren zwei Sessel und zwei Friseusen frei. Das war nun Erlebnis pur. Nach dem anstrengenden Stehen auf der Galerie der Blumenbörse genossen sie die Kopfwäsche, während ihre Rücken durch Rollen, die in der Rückenlehne eingebaut waren, entspannend massiert wurden. Rolf und Heinz vertrieben sich die Wartezeit beim gegenüberliegenden "Chinesen". So nennt man hierzulande die kleinen Snack-Restaurants. Nach gut einer Stunde waren sie wieder gefragt zur Bezahlung der Coiffeur-Rechnung. Sie trafen auf zwei Frauen in Hochstimmung, alle beide mit kurzen Haaren, alle beide hübscher denn je. Danach kehrten wir wie geplant beim Konditor ein und genossen ein paar kleine stärkende Leckerbissen, jedes nach seinem Gusto. In der Geschäftszone von Aalsmeer erstand sich Bernadette ein paar neue, wasserbeständige Laufschuhe und bewältigte damit blasenfrei den Rückweg über Vrouwentroost nach Kudelstaart zum Schiff. Die Hochstimmung überdauerte auch das Nachtessen und den Spielabend, an welchem die Herren den Vorsprung der Damen im "Brandi Dog"-Spiel zu verringern suchten.

Blumenbörse Flora Holland, Bloemenveiling Aalsmeer Blumenbörse Flora Holland - Zuschauer

20. November 2010

Gemütliches Aufstehen. Rolf und Nicole mussten packen. Nach einer tollen, abwechslungs- und diskussionsreichen Woche hiess es bereits wieder Abschied nehmen. Wir begleiteten unsere Gäste am frühen Nachmittag zum Flughafen. Noch als Rolf und Nicole am Gate zum Besteigen ihres Flugzeuges warteten, entstieg diesem unser nächster Gast: Ursula. Sie hatte einen wunderbaren Flug mit guter Sicht gehabt. Anhand ihrer Aufnahmen aus der Luft versuchten wir, ihre Anflugroute auf der Karte zu bestimmen: keine leichte Sache! Und während Rolf und Nicole über die Westeinder Plassen abflogen und den Jachthafen mit unserem Schiff von oben ein letztes Mal sahen, waren wir mit Ursula im Bus unterwegs dahin. Mit einem kleinen Abstecher über das Winkelzentrum von Kudelstaart beschafften wir uns die Zutaten zum Nachtessen: Fisch auf Spinatbeet. Deliziös! Ursula hatte in ihrem Gepäck den neuen Laptop von Heinz "angeschleppt" und uns mit weiteren Produkten aus der Schweiz versorgt, die wir hier in Holland nicht fanden.

Schiphol-Anflug

Schiphol-Anflug

Schiphol-Anflug

Schiphol-Anflug

 

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