aktualisiert: 8.10.2017 / hg

Unsere Gäste im April 2017:    (Teil 1)

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unsere Gäste im April 2017  (Teil 2)

 

 

Karin

                    vom 3. - 10. April 2017 in Potsdam

 

 

Zusammen mit ihrer Freundin Karin kam Bernadette am 3. April 2017 wieder von ihrem Kurzaufenthalt in der Schweiz nach Potsdam zurück. Karin genoss die Auszeit von Familie und Beruf und ging am nächsten Tag ganz gern in Potsdam und rund um den Tiefen See mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour. Bernadette begleitete sie. Am Nachmittag fuhren wir dann alle drei nach Berlin-Tempelhof, wo wir uns für eine Führung durch das ehemalige Flughafenareal angemeldet hatten.

 

 

Am Platz der Luftbrücke mit dem Denkmal und dahinter die Gebäude des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof.

 

 

Wir wurden von unserem Guide auf eine interessante Zeitreise mitgenommen. Sie schilderte* uns die Pionierzeit des Flugfeldes, wie der erste Verkehrsflughafen entstand und wie zu nationalsozialistischen Zeiten der grösste und modernste Flughafen gebaut werden sollte, wie die Rüstungsindustrie Einzug hielt und wie der Flughafen in der Zeit des Kalten Krieges eine ganz besondere Bedeutung erhielt, als die West-Alliierten eine Luftbrücke zur Versorgung von Berlin errichteten, um die Blockade durch die Sowjet-Zone zu überwinden.  

* (Das Wort "schildern" hat übrigens eine lustige Verwandtschaft bei unsern niederländischen Nachbarn, heisst doch das holländische "schildern" auf Deutsch "ein Bild malen" und eine "schilderij" ist ein Gemälde.)

 

 

Die ersten, dem Flugbetrieb dienenden Gebäude auf diesem früheren militärischen Exerzierplatz gehen auf das Jahr 1923 zurück. Von da an machte das Flugfeld durch Etappen der Modernisierung die rasante Entwicklung der Luftfahrt mit. Selbst nach dem Bau des Airport Berlin-Tegel blieb Berlin-Tempelhof noch bis 2008 für internationale Fluglinien und Charterflüge in Betrieb. Heute ist das Areal ein grünes städtisches Erholungsgebiet, die Flughafengebäude sind umgenutzt, das Ganze steht unter Denkmalschutz.

 

 

Über zwei Stunden hat unser Guide uns durch die Hallen, Treppenhäuser, Keller und Hangars des ehemaligen Flughafens geführt. Das machte Hunger. Bevor wir die Rückreise nach Potsdam antraten, offerierte uns Karin im Restaurant Kang Feng am Platz der Luftbrücke ein spezielles Nachtessen mit Dim Sum. Dim Sum sind kleine, meistens gegarte oder fritierte Spezialitäten aus der berühmten Feinschmeckerregion Kanton in China.

 

 

 

 

Das war für uns wieder etwas Neues und hat riesig Spass gemacht. Ganz abgesehen davon, dass wir von den kleinen vergnüglichen Häppchen satt wurden, ohne auf dem Heimweg ein Völlegefühl zu verspüren. Also rundum empfehlenswert.

 

 

Der Mittwoch war zweigeteilt. Bernadette besuchte ihren Tanzkurs in der Schiffbauergasse, während Karin und Heinz sich im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte in der ständigen Ausstellung "Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte" auf Veduten von Potsdam konzentrierten.

 

 

Diese Ansicht von Potsdam (Ausschnitt) hat Karl Lindemann-Frommel 1861 mit Ölfarben auf eine Leinwand gemalt. Vor der grossen Nikolaikirche mit dem Kuppelbau ist das Stadtschloss zu sehen. Den nach Süden bis zur Havel verlaufenden Schlossgarten trennt auf der Ostseite die Reihe von Kolonaden. Diese Kolonaden sind heute freistehend auf dem Platz westlich vom Schloss zu sehen, weil sie an ihrem ursprünglichen Standort der neuen Verkehrslösung weichen mussten. Die Lange Brücke über die zwei Arme der Havel endet direkt am Schloss und lässt die Passanten rechtwinklig zum alten Markt abbiegen, der sich zwischen der Schlossrückseite und der Nikolai-Kirche befindet. In der Bildmitte überspannt die Eisenbahnbrücke die Havel. Der Anschluss ans Eisenbahnnetz war für den damaligen preussischen König Friedrich Wilhelm IV. von hohem politischem und wirtschaftlichem Belang. Er "opferte" dafür sogar einen Teil des Schlossgartens. Als Gegenleistung dafür erwirkte er, dass alle Zugfahrenden bei jedem Vorbeifahren sein Schloss und seinen Schlossgarten in voller Pracht bestaunen konnten. Ganz rechts im Bild ist die Heiligengeistkirche zu sehen, die nach ihrem Bombenschaden im 2. Weltkrieg nurmehr der äusseren Form entsprechend wiederaufgebaut wurde, im Innern aber heute eine Seniorenresidenz beherbergt. Links von der Kuppel sind auf dem Pfingstberg die zwei Aussichtstürme des Schlosses Belvedere zu erkennen.

In dieser Art haben uns die Veduten (Plätze, Häuser, Fernsichten etc.) von Potsdam viel über die Geschichte und Entwicklung der Stadt erzählt.

 

 

Die zweite Hälfte des Mittwochs verbrachten Karin und Bernadette zusammen mit Sightseeing und Lädele in Berlin, während Heinz auf dem Schiff verblieb und unverrückbare administrative Pendenzen erledigte, sprich die Steuererklärung zusammenstellte.

 

 

 

 

Bernadette und Karin liessen sich liften ..... auf 203 Meter über den Grund und konnten vom Berliner Fernsehturm die Aussicht über die Stadt geniessen.

Im Bild links das Berliner Rathaus am Alexanderplatz, im Bild rechts die Spree aufwärts in Richtung Oberbaumbrücke (Südost).

 

 

Natürlich durfte Karin nicht Potsdam besuchen, ohne einen Schweifzug durch Park und Schloss Sanssouci zu machen. Zusammen mit Heinz und einem Kombi-Ticket besichtigten sie Schloss Sansouci, wandelten entlang der Orangerie zum Drachenhaus (Zvieri) und landeten schliesslich beim Neue Palais. Dort wurden wir von einer freundlichen Dame durch die Gemächer geführt und erfreuten uns an all den schönen Photo-Sujets, die wir auf unseren Kamera-Chip bannten und nach der Rückkehr aufs Schiff Bernadette zeigten, welche sich in der Zwischenzeit beim Frisör hatte verschönern lassen.

 

 

 

 

 

 

Nach diesem Thementag voller barocker Kunst in Potsdam wollte Karin noch etwas von der geteilten Stadt Berlin erfahren. Stichwörter dazu waren "die Mauer" und "die Luftbrücke". Deshalb machten sich Karin und Heinz am nächsten Tag auf und besuchten das Alliierten-Museum an der Clayallee 135 in Berlin-Zehlendorf (U3-Bahnstation Oskar Helene-Heim). Die dortige Dauerausstellung steht unter dem Thema Wie aus Feinden Freunde wurden und die Sonderausstellung beleuchtet anhand von 100 Sammlungsobjekten die Schlüsselrolle Berlins im Kalten Krieg , die Bedeutung der Stadt als Symbol, Front, Bühne, Schaufenster und Erinnerungsort. Der erste Teil der Dauerausstellung illustriert die Zeit vom Kriegsende bis zur Berliner Luftbrücke. Darüber wollten wir gerne mehr wissen.

 

 

 
 

Die in der Ausstellung gezeigte Grafik führte uns eindrücklich vor Augen, in welcher Kadenz die Versorgungsflugzeuge in Berlin-Tempelhof landeten und natürlich im selben Takt entladen, aufgetankt und zum Rückflug bereitgestellt werden mussten. Denn der Stellplatz im Flughafen Tempelhof war angesichts einer solchen Menge an Flugzeugen sehr begrenzt.

Denkmal an die Luftbrücke von 1948/49

<— am Flughafen Frankfurt am Main,

                          am Flughafen Berlin-Tempelhof  —>

 

 

 

 

Candy bomber:  Der amerikanische Pilot Gail Halvorsen band Süßigkeiten (“candy”) wie Schokoladentafeln und Kaugummis an selbstgebastelte Taschentuch-Fallschirme und warf diese vor der Landung in Tempelhof für die wartenden Kinder ab. Als Halvorsens Vorgesetzte durch die Berliner Presse von den Abwürfen erfuhren, zog die Aktion bald weite Kreise und viele seiner Kollegen folgten ihm. Air-Force-Flieger und auch zivile Amerikaner sammelten Süßigkeiten und Kaugummis, um damit die Operation Little Vittles (kleiner Proviant) zu unterstützen.

Rosinenbomber: In der Vorweihnachtszeit 1948 brachte ein britischer Pilot eine Ladung Rosinen für die Weihnachtsbäckerei nach Berlin. Daraufhin wurden die Versorgungsflugzeuge von den Berlinern mit dem Kosenamen "Rosinenbomber" bedacht.

 

 

Die Blockade der Zugangswege nach Berlin zu Wasser und zu Land durch die sowjetische Besatzungsmacht endete dank des energischen Eingreifens der Westalliierten am 12. Mai 1949. Die Konfrontation zwischen den zwei Wirtschaftssystemen Ost und West baute sich aber insgeheim erneut auf und führte 1961 zur vollständigen Umgürtung von Westberlin durch ein hermetisch abriegelndes Grenzbefestigungssystem der DDR, bekannt unter dem Namen Berliner Mauer. Diese Trennung dauerte bis zum 9. November 1989, also 28 Jahre. Heute ist diese Episode bereits Geschichte. Der Tourist, der Berlin besucht, muss sich mehrheitlich anhand von Markierungen im Strassenpflaster oder mittels Informationsschilder über den Mauerverlauf orientieren. Zum Glück gibt es beim Nordbahnhof eine Gedenkstätte Berliner Mauer, wo über 1,5 km der Verlauf und die Breite dieser tödlichen Absperranlage noch erkennbar ist.

 

 

 

 

Blick vom der S-Bahnstation Nordbahnhof in Richtung Bernauer Strasse. Links unten im Viereckpavillon die Informationsstelle über die Berliner Mauer. Rechts der begrünte und befriedete, ehemalige Todesstreifen.

 
   

 

Die städtebauliche Schgandtat des technischen Grenzbefestigungssystem ist das eine, die dadurch hervorgerufenen menschlichen Schicksale sind das andere. Darum finden sich in der heutigen Gedenkstätte

  • Erinnerungsbilder an die Menschen, die an der Mauer gestorben sind
  • Tondokumente von Menschen, die besondere Situationen der Trennung erlebt haben
  • Filme auf Kleinbildschirmen über politisch markante Augenblicke des Mauerbaus
  • zahlreiche biografisch Texte auf Hinweistafeln und in Büchern, die an der Informationsstelle erhältlich sind.

Es lohnt, sich die Zeit zu nehmen und zu versuchen, sich gedanklich in die damalige Situation hinein zu versetzen. Es lohnt sich, die Gedenkstätte bis zum Schluss zu durchlaufen, um physisch auch einen Eindruck dieses gigantomanischen Werkes der Menschenfeindlichkeit zu erhalten. Das alles ist passiert, als wir bereits auf dieser Welt lebten. Es ist Teil unserer Geschichte. Es macht zu Recht betroffen und hilft, aufmerksam den Lauf der Dinge zu beobachten und derartigen Entwicklungen von Anbeginn aktiv den Riegel zu schieben.

 

 

So schön, wie am Folgetag die Sonne schien und uns einen warmen Frühlingstag bescherte, .....

....  so wenig Lust hatten die Pfaue zu Balzen und sie liessen alle ihre Pracht am Boden.

 

 

So hatte denn Karin noch einen wunderschönen Tag mit uns zusammen auf der Pfaueninsel, bevor sie wieder in die Schweiz zurückkehrte - mit einem vollen Korb an Eindrücken über Berlin und Potsdam, an Erlebnissen und an Begegnungen mit Menschen, die im Hafen am Tiefen See unser soziales Umfeld bilden.

 
 

Frühling auf der Pfaueninsel

Goldener Fasan oder auch Chinesischer Fasan genannt.

 
     

 

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