aktualisiert: 6.3.2017 / hg

Unsere Gäste im März 2017:

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unsere Gäste im Dezember 2016  

unsere Gäste im März  2017    (Teil 2)

 

 

Ronald, Saskia mit Cédric und Niki

                                vom 28. Februar - 4. März 2017 in Potsdam

 

 

Was in der Schweiz die Sportwoche, ist andernorts die Faschingswoche. Für viele Familien das wichtigste daran ist: eine Woche schulfrei. Anreiz zu einem Ausflug. Ronald und Saskia aus dem holländischen Maasbracht mit ihren jeweiligen Kindern Cédric und Niki nutzen die schulfreie Woche in Kombination mit elterlichen Arbeitsferien, uns in Potsdam zu besuchen und so viel wie möglich von der Weltstadt Berlin kennenzulernen. Dazu hatten sie ganz präzise Vorstellungen, was sie sehen wollten.

 

 

 

 

Doch zuerst feierten wir an ihrem Ankunftstag den zwölften Geburtstag von Niki mit Wunderkerzen und Wunderkuchen.

Von ihrem Aufenthalt auf Dagens 2 im vergangenen Sommer erinnerten sich die Kinder noch an unser lustiges Pfadi-Sprüchlein, mit welchem wir die gemeinsame Mahlzeit einleiteten:

"Ma-ma-mutschi - un-deux-trois - buon appetito - en Guete mitenand."

Am Abend - darauf hatte sich die Familie schon lange gefreut - spielten wir "Wizzard" bis zum Umfallen.

 

 

Ein erstes Ziel war Sachsenhausen, die Gedenkstäte an das Konzentrationslager aus dem zweiten Weltkrieg in Oranienburg nordwestlich von Berlin. In das Familienauto passten 5 Personen. Deshalb fuhren unsere Gäste in Begleitung von Heinz nach Oranienburg, während Bernadette zuhause blieb und ihre Tanzgruppe an der Schiffbauergasse besuchte.

 

 

 

 

Was wir in Sachsenhausen zu sehen bekamen, war museal sorgfältig aufbereitet und herausgeputzt, also optisch nicht schlimm. Was aber medial in Worten von Überlebenden, Augenzeugen und Akten an Gedanken und Vorstellungen beim Besuch dieser historischen Stätte in jedem einzelnen ausgelöst wurde, das liess das pure Schaudern über den Rücken runter laufen. Da taten sich in Taten und Zuständen Abgründe auf, die von einer nicht nachvollziehbaren Menschenverachtung getrieben sein mussten. Die Vorstellung vom mittelalterlichen Fegefeuer mag Furcht und Ängste ausgelöst haben. Aber sie löste nur ein harmloses, kurzes Schaudern aus. Was aber die Gefangenen in Sachsenhausen an grässlichen und unsäglichen Tätlichkeiten erlitten, kehrt noch heute dem Besucher den Magen um. Die abscheulichen Taten hatten nur ein Ziel: Ermordung auf jede nur erdenkliche Art.

Es ist gut, dass es dieses Mahmal gibt. Es lässt sich nicht in Bilder fassen. Man muss es vor Ort besuchen, sich Gedanken über den Wert der Menschenrechte machen und seine Schlüsse ziehen.

 

 

Am folgenden Tag besuchten wir den Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstrasse. Obschon uns als Besucher jede Zwangssituation und obrigkeitsbedingte Verunsicherung erspart blieb, hinterliess dieser Ort in jedem von uns einen bleibenden Eindruck. Die ausgestellten Erinnerungsstücke sowie die Schilderungen persönlicher Schicksale und Begebenheiten waren so illustrativ, als wären sie gestern erst geschehen.

Beklemmend - auch heute noch - der individuelle Durchgang durch den schmalen Kontrollgang, wo hinter einer Fensterscheibe drei Beamte jeden Reisenden hoheitlich-herablassend "durchleuchteten". Jeder wusste: entweder buzzert die Ausgangstüre und man darf ausreisen, oder man verbringt die nächste Nacht zwecks weiterer Abklärungen in Polizeigewahrsam.

Die gute mediale Aufmachung der Ausstellung "GrenzErfahrungen - Alltag der deutschen Teilung" fesselte unsere holländischen Freunde, auch wenn sie nicht alle Finessen der deutschen Sprache verstanden.

 
 

Via Nordbahnhof und die Reste der Maueranlage an der Bernauerstrasse gelangten wir zum Bahnhof Gesundbrunnen, wo uns eine Führung durch die Unterwelt von Berlin erwartete, und zwar auf Holländisch. Ein Kunstwissenschaftsstudent aus den Niederlanden war zu Weiterbildungszwecken an der Uni Berlin eingeschrieben und amtete zwischendurch als Fremdenführer für die Besichtigungstouren des Vereins Berliner Untwerwelten, der Gesellschaft zur Erforschung und Dokumentation unterirdischer Bauten.

 
 

Von Luftschutzbunkern, nachleuchtenden Farben zur Wegsignalisierung, kollektiven Toilettenanlagen, Luftfiltern und Zwangsbelüftung, Notoperationssaal und vielem mehr erzählte unser Bunkerführer und konnte mit seinem umfassenden Wissen alle Besucherfragen anschaulich beantworten. Und wie der Zufall es so wollte, führte er uns immer just in einen neuen Raum, wo wir das eben Erklärte anschaulich erfassen konnten.

Den ehemaligen Flak-Turm aus dem zweiten Weltkrieg oberhalb der Station S+U Gesundbrunnen benutzten wir als Plattform, um weit über die Stadt Berlin in die Runde zu blicken. Der Aufstieg über die 132 Treppenstufen war an diesem frischen Tag zugleich eine willkommene sportliche Leistung und erwärmte Körper und Glieder.

 
 

 
 

Danach gings zum Checkpoint Charlie. Der Name hatte für die Jungmannschaft etwas Trendiges in sich. Das mussten sie gesehen haben. Auch wenn der seinerzeitige Konfrontationspunkt zweier Weltmächte heute nur noch eine Kulisse bietet, wo man sich für drei Euro zwischen zwei oder drei als Soldaten gekleideten Schauspielern mit jeweils der Uniform entsprechenden Flaggen der vier Schutzmächte Berlins ablichten lassen kann, dürfte das Ortserlebnis einen nachhaltigen Erinnerungswert behalten. Dieser wurde ergänzt durch die Ausstellungsobjekte im dort gelegenen Mauermuseum, welche eine Fülle von Geschichten aus der Zeit des Kalten Krieges erzählten und die zahlreichen Instrumente zur Flucht aus der DDR in die Freiheit berührungsnah vor Augen führten.

 
 

 
     
     
     
     
     

 

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