aktualisiert: 15.2.2017 / BG

Unsere Gäste im Februar 2016     (Teil 4):

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Charlotte      vom 25. bis 27. Februar 2016

 

 

Das schöne Wetter war da, als Charlotte, die Schwester von Heinz, bei uns in Strassburg eintraf. Es blieb uns treu erhalten und begleitete sie nach drei Tagen auch noch in die Schweiz zurück. Die kurze, aber intensive Zeit des Zusammenseins schuf viele schöne Augenblicke, die sich als gute Erinnerungen in unseren Herzen eingenistet haben.

 

 

 

 

Zusammen mit Charlotte konnten wir viel Natur bewusst geniessen, sei es rund um die Dagens 2, sei es im Parc de la Citadelle nebenan, entlang dem Kanal oder der ILL, sei es im weiträumigen Parc de l'Orangerie, wohin uns die Sonne zum Spazierengehen lockte.

 

 

 

 

Dem Boulevard de l'Orangerie entlang hatten wir bereits ums Neujahr herum die speziell zugeschnittenen Alleebäume gesehen. Das Holzgewuschel in den Baumkronen waren deutlich keine Mistel-Kugeln. Jetzt, da die Sonne warm hernieder schien, flogen früh die ersten Störche ein, um die bekannten Nistplätze für die bevorstehende Brutperiode in Besitz zu nehmen. Auf einzelnen Storchennestern wartete ein Storch sehnsüchtig auf seinen Partner. In andern wurde bereits zu zweit frisch drauflos geklappert. Die balzenden Störche vermitteln ein ganz spezielles, nicht mehr häufig erlebbares Frühlingsgefühl.

 

 

 

 

Mittelalterliche Menschen müssen sehnsüchtig an die hoch über ihren Köpfen thronenden Storchennester hinaufgeschaut und sich auch eine so schöne Aussicht gewünscht haben. Darum haben sie die gotische Baukunst erfunden und überall Türme mit Aussichtsterrassen gebaut. Da aber kein damaliger Entscheidträger für ein derartiges Bürgervergnügen den Geldsäckel oder die Truhe mit den Steuereinnahmen geöffnet hätte, projektierte man um die Türme herum zusätzlich ein mehr oder minder grosses Kirchenschiff und schon war die Finanzierung (in den meisten Fällen) gesichert. (Se non è vero, è ben trovato.) Der Turm am Liebfrauenmünster in Strassburg bietet nach dem Aufstieg über die 332 Stufen zur Terrasse immerhin einen Ausblick auf 66 Meter Höhe über die Stadt, die Rheintal-Ebene und die Hügelzüge der Vogesen. Doch mit Charlotte konzentrierten wir uns auf die inneren Schönheiten dieses ausserordentlichen Bauwerkes.

 
 

Als romanische Kirche im Jahr 1015 begonnen, im gotischen Stil von 1235-75 erweitert und im hochgotischen Stil 1276-1330 verschönert.

Die Fensterrose in der Westwand, mit 15 m Durchmesser überaus imposant und sehenswert, vor allem wenn sie in der Nachmittagssonne so richtig zu leuchten beginnt.

 
 

Der Engelspfeiler, eines der schönsten Muster frühgotischer Steinmetzkunst

Die Kanzel (aus Stein geschnitzt, wie wenn man Holz bearbeitet hätte)

Des Predigers Hund am Kanzelaufgang (Glücksbringer)

Die Silbermann-Orgel.

Das Kirchenschiff

 
 

Die verspielt reiche Dekoration an der Aussenfassade

 
 
 

 

Die Astronomische Uhr des Straßburger Münsters gibt es schon seit dem Mittelalter. Sie war zu ihrer Zeit einzigartig. Der Sage nach soll ihr Erfinder und Erbauer geblendet worden sein, damit er dieses Wunderwerk kein zweites Mal erschaffen konnte und die Strassburger sich ihre attraktive Einzigartigkeit erhalten konnten. Das Uhrwerk wird wöchentlich aufgezogen und ist sehr präzise. Da die Uhr nach dem Sonnenhöchststand in Straßburg eingestellt ist, schlägt sie zu Mittag, wenn es in der für Strassburg normierten Zeitzone (UTC+01:00; Amsterdam, Berlin, Bern, Rom, Stockholm, Wien) bereits 12:30 Uhr ist. Neben der Uhrzeit werden die Kalendertage, die Wochentage, die Namenstage, die kirchlichen Festtage, die Mondphasen, die Sonnenauf- und Untergangszeiten und die Positionen von Mond und Sonne gegenüber der Erde angezeigt. Über das Uhrwerk wird ein komplexes Räderwerk gesteuert, welches am Prospekt der Uhr viele verschiedene Figuren in Bewegung setzt. So ziehen beispielweise die zwölf Apostel an Jesus vorüber und werden von ihm gesegnet. Beim Vorübergehen des vierten, achten und zwölften Apostels kräht oben am Prospekt ein Hahn.

 

 

 

 

Weg vom Mittelalter, rüber auf die andere Seite der ILL, hin zur Moderne: Das "Museum für moderne und zeitgenössische Kunst" wurde im November 1998 eingeweiht und nimmt seitdem einen herausragenden Platz im Straßburger Kulturleben ein. Sämtliche großen Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts sind in der Sammlung vertreten. Darüber hinaus bringt das Museum die Vielfalt und Lebendigkeit des zeitgenössischen Schaffens zur Geltung. Das Gebäude wurde vom Architekten Adrien Fainsilber erbaut. Seine Konzeption beruht auf der klaren Struktur der Räumlichkeiten und ihrer Öffnung zu den verschiedenen Abteilungen des Museums hin: Ausstellungsräume, Dauerausstellungen, Graphik- und Photokabinett, Museumspädagogik, Bibliothek, Auditorium, sowie ein Restaurant und eine Buchhandlung-Boutique. Die Sammlungen des Museums werden durch einige Leihgaben von Institutionen und Einzelpersonen ergänzt. Sie decken den Zeitraum von 1870 bis heute ab, wobei sich der geographische Bereich auf Westeuropa konzentriert.

Die wichtigsten vertretenen Künstler sind Gustave Doré, Jean (Hans) Arp, Max Ernst, Victor Brauner, Frantisek Kupka, Vassily Kandinsky, Robert Filliou, Daniel Buren, Sarkis und Bertrand Lavier.

 
 

Vassily und Nina Kandinsky vor dem Musiksaal 1931

Skulptur von Hans Arp:  

Zwei Ideen aus einem Bauchnabel

 
 

Die Schwerpunkte des Museums sind: Impressionismus, Art Nouveau, Primitive Kunst, Abstrakte Kunst, Surrealismus, Neuer Realismus, support(s)/surface(s), fluxus, arte povera. Wir genossen dieses schöne farbige Gebäude und die darin gezeigten Ausstellungen. Erinnerungen stiegen auf an Werke, die uns in Amsterdam, Nancy und vor allem auch in Paris begegnet sind. Neu und erfrischend war die Begegnung mit Hans Arp und seinen Formkörpern.

 
 

 

 

Natürlich kam auch Charlotte nicht um den Spaziergang zu den Gebäuden der Europäischen Institutionen herum. Mit ihr legten wir den Fokus auf den Skulpturenschmuck, welchen die beteiligten Länder dem Europarat zur Verschönerung seines Sitzes in Strassburg gewidmet hatten.

 

 

 
 

Auf der  Rasenfläche vor dem Europaratsgebäude steht das Werk "Menschenrechte" des Bildhauers Mariano González Beltrán. Es handelt sich um mehrere in einem Kreis verbundene weibliche und männliche Bronzefiguren. Das Werk war ein Geschenk Spaniens und symbolisiert eine Gesellschaft, die im Einklang mit den Menschenrechten lebt und stellt so die Arbeit des Europarates dar.

Rechts neben dem Haupteingang zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte stehen die vier Betonplatten. Es sind Überreste der Berliner Mauer. Sie wurden 1989 von Deutschland überreicht. Die ehemalige Westberlinder-Seite ist mit Grafiti versprüht. Bei genauer Beobachtung kann man unten das Wort "Freiheit" erahnen.

Bei dieser drei Meter hohen Statue aus aufgetürmten Steinen stoßen wir auf den Namen "Inukshuk", was in der Sprache der Inuit "gleich einem Menschen" heisst. Percy Tutannuaq hat dieses Werk erschaffen. Kanada hat es dem Europarat 1978 als Zeichen für den Kampf der Menschen gegen seine feindliche Umwelt geschenkt. Kanada hat seit 1996 einen Beobachterstatus beim Europarat.

 
 

Die Europaflagge besteht aus einem Kranz von zwölf goldenen fünfzackigen Sternen auf azurblauem Hintergrund. Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt , 1986 von der Europäischen Gemeinschaft (EG) übernommen, die sich zur heutigen EU weiterentwickelt hat.

Die Zahl Zwölf der Sterne ist traditionell ein Symbol der Vollkommenheit, der Vollständigkeit und der Einheit. Nur zufällig stimmte sie von 1986 bis 1995 mit der Anzahl Mitgliedstaaten der EG überein.

 
 

Zwischen Natur, Kunst, Kultur und Politik kam die Bewegung nicht zu kurz. Traditionell bringt Charlotte von ihrem Wohnort eine Auswahl Käsespezialitäten mit, die das gesellige Beisammensein bei einem Glas Wein auf dem Schiff aufs Gaumen-freudigste bereichern. Ein Spielabend lag in der kurzen Aufenthaltszeit von Charlotte auch noch drin. So füllten sich diese drei Tage mit vergnüglich gestalteten Augenblicken des Seins.

 
 

 
 

"Was der Augenblick geboren, schlang der Augenblick hinab!

Aber ewig bleibt es unverloren, was das Herz dem Herzen gab".

Adalbert Stiftler

 
     

 

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