Auf unserem sonnigen Ausflug nach Köpenick begegneten wir beim Rathaus dem Hauptmann von Köpenick. Diese Standbild erinnert an eine wahre Begebenheit aus dem Jahr 1906:
Ein aus Ostpreussen stammender Schuhmacher namens Friedrich Wilhelm Voigt verkleidete sich als Hauptmann des preußischen 1. Garde-Regiments und unterstellte am 16. Oktober anlässlich der Wachtablösung eigenmächtig zwei gutgläubige Trupps von Gardesoldaten seinem Kommando unter Hinweis auf eine nicht existierende Kabinettsorder „auf allerhöchsten Befehl“. Mit dieser Mannschaft besetzte er das Rathaus der damals noch selbständigen Stadt Cöpenick, verhaftete den Bürgermeister und liess sich die Stadtkasse aushändigen. Mit der Bahn fuhr er nach Berlin, erstand sich neue gutbürgerliche Kleider und tauchte unter. Zehn Tage später wurde er beim Frühstück verhaftet und vom Landgericht II in Berlin "wegen unbefugten Tragens einer Uniform, Vergehens gegen die öffentliche Ordnung, Freiheitsberaubung, Betruges und schwerer Urkundenfälschung“ zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde von Kaiser Wilhelm II. begnadigt und am 16. August 1908 vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen. Man munkelt, selbst der Kaiser habe sich am Bericht über diese verwegenen Aktion amusiert. Seither nennt man solch unverfrorene Handstreiche im deutschen Sprachraum "Köpenickiade".
Dieses Ereignis stiess unverzüglich auf großes öffentliches Interesse, wurde in Kabaretts und Komödien quer durchs Reich nachgespielt und verfilmt. Besonders bekannt wurde das Theaterstück von Carl Zuckmayer "Der Hauptmann von Köpenick".
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