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aktualisiert: 29.8.2014 / Gu

      

 

Bar-le-Duc     (Aufenthalt vom 26. Juli bis 11. August 2014)

 

 

Unsere letzte Etappe mit Hannes an Bord führte uns nach Bar-le-Duc. Vom Herzogtum Bar war der Ort die Hauptstadt. Sie muss "erklommen" werden, denn sie liegt auf einer Felsnase, die das Tal überschaut. ("Bar" ist die keltische Bezeichnung für Anhöhe.) Das war im Mittelalter punkto Schutz von grossem Vorteil. Im Zeitalter der Industrialisierung entwickelte sich am Fusse der Stadt, auf dem Talboden, eine zweite, moderne Stadt, die Ville Basse. Die Erneuerung ging an der Oberstadt, der Ville Haute vorbei. Diesem Umstand verdanken wir heutigen Touristen ein noch bewohntes mittelalterliches Stadtbild, wo stellenweise Stilelemente der Renaissance einflossen. Der Einfluss aus dem italienischen Süden verwundert nicht, liegt doch Bar-le-Duc an der früheren Römerstrasse zwischen Toul und Reims.

 

 

Tour de l'Horloge und Ville haute in Bar-le-Duc

 

 

Direkt neben dem Bahnhof und mit schöner Sicht an die aufsteigende Flanke der Ville Haute fanden wir in Bar-le-Duc einen gemütlichen und praktischen Liegeplatz. Nicht im vollen Yacht-Hafen, aber gleich hinter dem Haus auf dem angrenzenden Grundstück gabs feste Boller für grössere Schiffe, und zum Anlegen erst noch gratis.

 

 

Liegeplatz in Bar-le-Duc

 

 

Bar-le-Duc, gratis Liegeplatz direkt angrenzend an den Yacht-Hafen.  -   48° 46' 29" N / 05° 10' 01" E   -   Wasser und Strom mit eigener langer Zuleitung vom Hafen her möglich, gegen Bezahlung. Kerichtentsorgung beim Hafen.

 

 

Bar-le-Duc aus der Luft gesehen

 

 

An der Kreuzung gleich neben unserem Liegeplatz stand eine grosse Anzeigetafel: "La voie sacrée". Unser Fragezeichen beantwortete alsogleich ein erklärender Text: Als im Februar 1916 die Deutschen ihre Angriffe auf Verdun konzentrierten, führte von Bar-le-Duc aus ein einziger französischer Nachschubweg ausserhalb der Reichweite der feindlichen Artillerie nach Verdun. Dieser später vom nationalistischen Schriftsteller und Politiker Maurice Barrès "la voie sacrée" genannte Versorgungsweg trug entscheidend dazu bei, dass Verdun über die ganze Dauer des 1. Weltkrieges von den Franzosen gehalten werden konnte.

 

 

Bevor sich Hannes wieder von uns verabschieden und zu seinem Arbeitsplatz in Zollikofen zurückkehren ....

Kurz vor dem Abschied

Restaurant Le Bernanos in Bar-le-Duc, Terrasse

 

 

... musste, machten wir uns noch einen gemütlichen Abend, spazierten durch die Ville haute und hielten nach einem guten Restaurant Ausschau. Deren hatte es einige, z.T. mit lauschigem Garten in schönen Villen. Auch die ausgehängte Speisekarte versprach Leckeres. Doch schon ertönte uns ein "désolé, tout réservé ce soir!" entgegen und wir mussten weiter suchen. Beim vierten Anlauf trafen wir auf das Restaurant Le Bernanos, erhielten einen freien Tisch auf der gedeckten Terrasse und danach eine feine Mahlzeit ganz nach unseren Erwartungen.

Am nächsten Morgen fuhr Hannes nach Hause und wir widmeten uns der Steuerbordseite unseres Schiffes. Sie war von den Schleusenein- und -ausfahrten stellenweise bis aufs Eisen gescheuert worden. Wir konnten die Schadstellen fachgerecht schleifen, reinigen und danach neu streichen. Ein freudiger Anblick.

 

 

Le Transi du sculpteur Ligier Richier

Mitten in der Ville haute von Bar-le-Duc liegt die Kirche Saint-Étienne, die eine ausserordentliche Statue beherbergt: den Transi von Bildhauer Ligier Richier (v.1500 - 1567). Er stellt René de Chalons, Prinz von Orange, dar, der 1544 bei der Belagerung von Saint-Dizier gefallen war. Der Transi, auch das Skelett genannt, streckt mit der linken Hand sein Herz himmelwärts. Es entsprach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit, dass das Herz am Ort des ruhmreichen Wirkens, der Körper aber an seinem Geburtsort (für René in Breda) begraben wurde.

Die Darstellung versinnbildlicht im ausgehenden Mittelalter das klassische Thema vom Tod, weicht aber in der Form von mittelalterlicher Statuen ab und zeigt - ganz im Geist der Renaissance - was unter den Kleidern und unter der Haut im Menschen drin steckt und dargestellt werden kann. Mit seiner naturnahen und ausdrucksstarken Skulptur kann Ligier Richier mit Fug unter die grossen französischen Künstler der Renaissance eingereiht werden.

 

 

Le pressoir seigneurial de Combles à Bar-le-Duc

In Bar-le-Duc gibts eine sehr, sehr grosse Weinpresse aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. Sie stammt aus dem nahen Combles-en-Barrois, wiegt rund 10 Tonnen und produzierte 4-5'000 Liter pro Pressung. Sie gehörte zum Weinbaugebiet der Herrschaft Comble, "le ban de Comble". Sie war "un pressoir banal". Der Herr zu Comble verpflichtete die Weinbauern seiner Herrschaft, die Presse zu benutzen gegen Entrichtung einer Nutzzungsgebühr, der "banalité".

Wie sich der Wort-Sinn doch verändern kann !

 

 

Die Weinanbaugebiete des Barrois fielen der 1863 aus Amerika eingeschleppten Reblaus (Viteus vitifoliae) zum Opfer. Sie konnten sich danach unter dem Konkurrenzdruck der aus Südfrankreich mit der Eisenbahn angeführten Weine nicht mehr erholen. Darum gibt es heute keinen "Barrois" mehr.

 

 

Wir lieben es, an einem Liegeplatz zu verweilen und die Umgebung zu Fuss oder per Velo zu erkunden. Dieses Verweilen ermöglicht immer auch interessante Begegnungen mit Menschen, die uns zu Wasser oder zu Land entgegen kommen. So eine interessante Begegnung war auch das Treffen mit Edi und Nina auf ihrem selbst gebauten Schiff Nini mit Heimathafen Basel. Ihre Lebensgeschichte ist spannend und weltumspannend. Kein Wunder also, dass wir über Stunden zuhören mochten.

MS Nini aus Basel

 

 

MS Claes Compaen

Ein schöner Luxemotor namens Claes Compaen lag seit unserer Ankunft am Kai im Hafen von Bar-le-Duc. Mit ihren Eignern, Chris und Paula (rechts), kamen wir nach ihrer Rückkehr schnell ins Gespräch und sassen bald schon am gemeinsamen Tisch beim Nachtessen. Der Zufall wollte es, dass auch Friederich und Rebeka (links) auf ihrer Poseidon vorbei kamen und mit uns zu Tisch sassen. Es wurde ein fröhlicher Abend mit einer angeregten, englisch-deutschen Unterhaltung.

 

 

Fröhliche Runde an Bord von Dagens 2 in Bar-le-Duc

 

 

In Bar-le-Duc gibt es viel zu sehen. Vieles haben wir aufgestöbert. Noch mehr bleibt einem nächsten Besuch vorbehalten. Denn nach 15 interessanten Tagen stieg auch in uns die Reiselust wieder hoch und wir begaben uns am 11. August 2014 auf die Reise nach Nancy.

 

 

 

 

 

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